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11.09.2013 12:02

Die Parteien und das Wählerherz 2013

Diana Smikalla Pressestelle
Universität Leipzig

    Eine repräsentative Einstellungsstudie der Universität Leipzig setzt die Parteipräferenzen der Wähler in Bezug zu ihren soziodemographischen Daten. Im Zeitraum von Mai bis Juli 2013 wurden bundesweit 2.382 Wahlberechtigte im Alter zwischen 18 und 91 Jahren zu sozial- und medizinpsychologischen Themen befragt. Wie die Studie auch in diesem Jahrgang zeigt, sind Wählerprofile vielschichtig. Beispielsweise haben die reichsten Wähler FDP und Grüne. Im Altersdurchschnitt sind Piratenwähler sehr jung, CDU/CSU-Wähler relativ alt. Die Linke ist im Osten stark, die SPD schwach. Nichtwähler und Rechte weisen eine sehr hohe Ängstlichkeit und Depressivität auf.

    Die Erhebung wurde im Auftrag von Prof. Dr. Elmar Brähler und PD Dr. Oliver Decker durchgeführt, die seit 2002 die "Mitte"-Studien zur rechtsextremen Einstellung an der Universität Leipzig leiten. Zusammen mit Johannes Kiess, MA, charakterisieren sie in der hier vorgestellten Untersuchung die Wähler der Parteien.
    Haushaltseinkommen (Abbildungen 1 und 2): Die Wähler rechter Parteien und die Nichtwähler sind am ärmsten. Ein Drittel der Wähler rechter Parteien und 17,8% der Nichtwähler haben ein Einkommen unter 1.000 Euro. Nur 16,7% der Wähler rechter Parteien haben ein monatliches Haushaltseinkommen von mehr als 2.500 Euro. Im Gegensatz dazu stehen die Anhänger der Grünen und der FDP: nur jeweils ca. 5% haben ein Haushaltseinkommen von unter 1.000 Euro. 43,1% der FDP-Wähler und 39,2 Prozent der Grünen-Wähler haben dagegen ein Einkommen von über 2.500 Euro zur Verfügung.

    Bildungsstand (Abb. 3): Unter den Wählern der Grünen finden sich die meisten Menschen mit Hochschulreife, rund 35% haben Abitur. Auch rund ein Viertel der FDP-Wähler, der Piratenpartei und der Linken haben Abitur. Nur 9,4% der Nichtwähler und 14,9% der SPD-Wähler haben den höchsten in Deutschland möglichen Schulabschluss.

    Arbeitslosigkeit (Abb. 4): Jeder dritte Arbeitslose beabsichtigt, nicht zur Wahl zu gehen. 23,8% der Arbeitslosen ist noch unentschieden. Immerhin jeder sechste Arbeitslose beabsichtigt, die SPD zu wählen, während die FDP für die Wahlentscheidung von Arbeitslosen kaum eine Rolle spielt.

    Durchschnittsalter (Abb. 5 und 6): Die Anhänger der Piraten sind mit 32,4 Jahren deutlich jünger als Wähler anderer Parteien. Ebenfalls noch relativ jung sind die Anhänger der Grünen und der rechten Parteien mit 43,6 bzw. 43,3 Jahren. Die Anhänger der CDU/CSU sind mit durchschnittlich 58,4 Jahren am ältesten. Auch die Anhänger der Linken sind mit 54,3 Jahren und die der SPD mit 53,5 Jahren relativ alt. Das Durchschnittsalter der Linken-Wähler ist seit dem letzten Jahr um über 5 Jahre angestiegen, das Durchschnittsalter der rechten Parteienwähler ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Unter den Rentnern sind weniger Anhänger rechter Parteien zu finden, dafür am meisten bei der CDU/CSU.

    Geschlecht (Abb. 7): Rechte Parteien werden mehrheitlich von Männern (weiterhin zwei Drittel der Anhänger), die Grünen mehrheitlich von Frauen gewählt 59,8%. Auch bei den Personen, die sich noch nicht entscheiden können, welche Partei sie wählen, dominieren die Frauen mit 61,3%. Dagegen sind 62,5% der Anhänger der Piratenpartei Männer. Gegenüber früher haben die Piraten vor allem Frauen verloren.

    Wahlanteil nach Regionen (Abb. 8): Prägnant ist die hohe Anhängerschaft der Linken im Osten und die niedrige Anhängerschaft der SPD im Osten. Auch die Grünen sind im Osten etwas weniger erfolgreich als im Westen. Gegenüber der Befragung 2012 ist die Zahl der unentschlossenen Wähler im Osten geringer als im Westen.

    Stadt/Land (Abb. 9): Die Anhängerschaft der SPD lebt in den Städten, auf dem Land ist die Zustimmung um 5,2% geringer. Die Zahl der Nichtwähler und der Unentschlossenen ist auf dem Land höher als in der Stadt. Die CDU/CSU-Wähler sind auf dem Land etwas überrepräsentiert.

    Konfessionen (Abb. 10 bis 13): Katholiken wählen eher CDU/CSU, Protestanten und Konfessionslose eher die SPD. Die Grünen-Wähler sind bei den Katholiken unterrepräsentiert. Auffällig ist die hohe Zahl an Nichtwählern bei den Konfessionslosen. Die Linken haben ihre Wähler vor allem bei den Konfessionslosen, was mit der stärkeren Konfessionslosigkeit im Osten Deutschlands zusammenhängen kann. Protestanten und vor allem Katholiken meiden eher die Linken.

    Subjektiver Gesundheitszustand (Abb. 14): Hier fällt der gute Gesundheitszustand der Piraten-Wähler ins Auge. Auch die Anhänger von Grünen und FDP geben gute Gesundheitszustände an, während CDU/CSU-Anhänger, Nichtwähler und vor allem rechte Wähler über einen schlechten Gesundheitszustand berichten. Bei der CDU/CSU ist das höhere Durchschnittsalter zu berücksichtigen, was den schlechteren Gesundheitszustand erklärt. Das höhere Alter erklärt aber nicht einen schlechten Gesundheitszustand von Anhängern rechter Parteien und Nichtwählern, die ja eher jünger sind. Wer rechte Parteien wählt oder nicht wählen geht, fühlt sich gesundheitlich deutlich beeinträchtigter als andere Menschen.

    Ängstlichkeit und Depressivität (Abb. 15 und 16): Bei beiden Merkmalen sticht die Spitzenposition der Nichtwähler und der Rechten heraus: beide zeigen eine sehr hohe Ängstlichkeit und Depressivität. Auch die Wähler der Piratenpartei zeigen relativ hohe Werte bei der Ängstlichkeit. Anhänger der FDP, der Grünen, der Linken und der SPD zeigen sich sowohl durch Depressivität als auch durch Ängstlichkeit eher wenig beeinträchtigt.


    Weitere Informationen:

    Prof. Dr. Elmar Brähler
    Telefon: +49 341 97-18800
    E-Mail: elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de
    Web: www.uni-leipzig.de/~medpsy


    Dr. Oliver Decker
    Telefon: +49 341 97-18802
    E-Mail: oliver.decker@medizin.uni-leipzig.de
    Web: www.uni-leipzig.de/~decker


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Dateien zum Wählerverhalten

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medizin, Politik, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Organisatorisches
    Deutsch


     

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