idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.01.2003 14:22

MIRA - Mit Intelligenz richtig abnehmen

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Mit dem MIRA-Konzept (Mit Intelligenz richtig abnehmen) sollen Programme zur Gewichtsreduktion auf ihre Eignung für die Praxis untersucht werden. Das interdisziplinäre MIRA-Team bezog dabei Untersuchungen der Magen-Darm-Flora mit ein. Das Studienkonzept ist in dieser Form einmalig in Deutschland.

    Langfristig deutliche Gewichtsabnahme

    Übergewichtige Patienten versuchen oft alles Mögliche, um einige Pfunde zu verlieren. Oft müssen sie nach anstrengenden Diäten feststellen: Alles umsonst. Ja, wegen des bekannten Jo-Jo-Effektes haben sie am Ende häufig mehr auf der Waage als zuvor. Mit dem neuen Konzept soll alles anders werden.

    Zum MIRA-Team gehören Wissenschaftler aus der Medizinischen und der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig und Ernährungsberater, Sozialpädagogen, Sport- und Ernährungswissenschaftler des Ernährungsberatungs- und Trainingszentrums Leipzig (ETZ-M.Scholz). Projektleiter ist PD Dr. Gerhard Harry Scholz vom Zentrum für Innere Medizin der Medizinischen Fakultät. Mit dabei sind Prof. Rainer Klöppel und Dr. Gudrun Borte von der Klinik für Diagnostische Radiologie, ebenfalls Medizinische Fakultät, und Prof. Monika Krüger, Direktorin des Instituts für Bakteriologie und Mykologie der Veterinärmedizinischen Fakultät sowie das Team um Marion Scholz vom ETZ. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. und die PreCon GmbH & Co KG unterstützen das Konzept.

    Die ersten Ergebnisse des MIRA-Konzepts sind vielversprechend. Das Team ist seinem Ziel, individuelle Voraussagen über die Wirksamkeit solcher Programme zu treffen, deutlich näher zu kommen.

    116 Frauen und Männer beteiligten sich ein Jahr lang an der Studie. 66% hatten nach 40 Wochen min-destens 5% ihres Körpergewichts abgenommen, 24% mindestens 10%. 80% der Teilnehmer konsta-tierten nach einem Jahr einen deutlichen Zuwachs an Lebensqualität. Wie konnte dieses zufriedenstel-lende Ergebnis erreicht werden?

    Das MIRA-Team setzte nicht nur auf Gewichtskontrolle und Diät-Anweisungen, sondern stellte die Beratung der Patienten in den Vordergrund. Bedürfnisse, Wünsche und Möglichkeiten der Patienten wurden dabei sehr genau wahrgenommen und einbezogen. Der sogenannte Body-Mass-Index, der Umfang von Taille, Hüfte und Hals und der Fettgehalt des Körpers wurden regelmäßig überprüft, ebenso die auf die Person zugeschnittene Ernährung, ihr Essverhalten, die Leistungsfähigkeit und das Bewegungsverhalten. Einbezogen wurden gesundheitliche Risikofaktoren und die Praxistauglichkeit des Programms.

    Ein wichtiges Kriterium war auch die Lebensqualität der Probanden, die mit Hilfe erprobter Fragebögen gemessen wurde. Kriterien waren physische Funktionen, Selbstwertgefühl, Sexualleben, allgemeine Stresssituation und Arbeitsleben. "Denn", so das Mira-Team "häufig verschlechtert sich die psychosoziale und psychologische Situation der Betroffenen mit zunehmender Adipositas.

    Wie richtig die Ernährungsberater und Mediziner mit ihrem Beratungskonzept lagen, zeigt sich am Erfolg: Bei über 60% der Teilnehmer konnte dass Gewicht langfristig deutlich reduziert werden, wobei die Pfunde bei denen am meisten purzelten, die am häufigsten ihre Beratungstermine in Anspruch nahmen.

    Erstmals Zusammenhang zwischen Magen-Darm-Flora und Körperfunktionen nachgewiesen

    Dass die Ernährung eine der wesentlichen Ursachen für Adipositas (Fettsucht) ist, weiss jeder. Durch übermäßig viel Fette, Proteine und leicht verdauliche Kohlenhydrate wird aber auch die Magen-Darm-Flora adipöser Patienten überlastet. Bestimmte Mikroorganismen regulieren sich hoch. "Adipöse Patienten haben eine Magen-Darm-Flora, die nicht der Norm entspricht.", erklärte Prof. Monika Krüger. Das mikrobielle Gleichgewicht destabilisierende Keime wir Fäulniskeime (Chlostridien, Bazillen, Bakterioides, Staphylokokken, Pseudomonaden u.a) bestimmen die Flora und drängen die Gesundheit stabilisierende Bakterien wie Laktobazillen, Biphidobakterien, Eubakterien zurück. Im Ergebnis entstehen giftige Stoffwechselprodukte, die dem Menschen schaden.

    In den 56 Wochen der Reduktionsdiät konnten die Wissenschaftler auch maßgebliche Veränderungen der Magen-Darm-Flora hin zum Positiven feststellen. Damit gelang es erstmals, einen Zusammenhang zwischen der Magen-Darm-Flora und den Körperfunktionen nachzuweisen. "Worin dieser Zusammenhang im Einzelnen besteht und welche Körperfunktionen beeinträchtigt werden, wollen wir jetzt untersuchen", so Prof. Krüger. "Interessant dürfte z.B. sein, welche Auswirkungen ein gestörtes Gleichgewicht der Magen-Darm-Flora auf unser Immunsystem hat."

    Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ernährungsberatern, Medizinern, Veterinärmedizinern und Naturwissenschaftlern und Mikrobiologen, die zunächst ganz gesundheitspraktischen Zwecken diente, kann so durchaus ein weiteres Rätsel der in Vielem immer noch geheimnisvollen Welt der großen und kleinen Lebewesen lösen.

    Übrigens: Inzwischen hat der Arbeitsumfang so zugenommen, dass die Untersuchungen im Rahmen einer universitären Ausgründung mit den bewährten Kooperationpartnern fortgeführt werden.

    weitere Informationen:
    PD Gerhard Scholz
    Telefon: 0344 7521 3 90
    und
    Prof. Dr. Monika Krüger
    Telefon: 0341 97 30 010
    E-Mail: prorektorls@uni-leipzig.de

    Dr. Bärbel Adams


    Weitere Informationen:

    http//:www. etz-mscholz.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).