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Von 26. bis 28. Juni findet an der Goethe-Universität Frankfurt eine internationale Konferenz über Paul Tillich statt. Unter dem Titel „Kritische Theologie – Paul Tillich in Frankfurt“ tagen auf Einladung des Fachbereichs Evangelische Theologie Fachleute aus Deutschland, England, Schottland, Kanada und den USA.
FRANKFURT. „Kritische Theologie – Paul Tillich in Frankfurt“ lautet der Titel einer internationalen Konferenz, zu der der Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität von 26. bis 28. Juni Fachleute aus Deutschland, England, Schottland, Kanada und den USA zu Gast hat. Im Mittelpunkt steht der protestantische Theologe und Religionsphilosoph Paul Johannes Tillich (1886-1965), einer der bedeutendsten deutschsprachigen Theologen und Philosophen des 20. Jahrhunderts. Tillich lehrte von 1929 bis 1933 in Frankfurt und wurde nach seiner Emigration in den USA zu einer Art „intellektuellem Superstar“. Sein Denken prägte nicht zuletzt die Frühphase der „Frankfurter Schule.“
Tillich wurde im April 1929 als Nachfolger Max Schelers auf den Frankfurter Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie berufen, nachdem er bereits vorher kurzzeitig außerordentlicher Professor für Theologie in Marburg und Ordinarius für Religionswissenschaft in Dresden gewesen war. Frankfurt sei zum genannten Zeitpunkt die „modernste und liberalste Universität“ in Deutschland gewesen, bemerkte Tillich im Rückblick. Gleichwohl – oder gerade deshalb? – besaß die Frankfurter Universität zu jener Zeit keine eigene theologische Fakultät, und so verwundert nicht, dass sich die Vorlesungen des jungen Professors nach dessen eigener Einschätzung „auf der Grenze von Theologie und Philosophie bewegten“ – eine Charakterisierung, die auch für sein späteres Denken gelten sollte.
Tillichs Tendenz zum theoretischen Spagat wurde auch durch eine Erfahrung begünstigt, die seine theoretische Entwicklung bereits zuvor in einen höchst kreativen Gärungsprozess versetzt hatte, nämlich durch die Konfrontation mit dem als extrem empfundenen Gegensatz zwischen der so genannten Dialektischen Theologie in Marburg einerseits und der Liberalität und Weltoffenheit einer stark kulturwissenschaftlich ausgerichteten Denkungsart andererseits, wie sie in Dresden dominierte. Von diesem Gärungsprozess legen zahlreiche Texte Tillichs Zeugnis ab, die in den Frankfurter Jahren (1929-33) entstanden. Nimmt man die vielfachen, von Martin Buber bis zu Theodor W. Adorno reichenden Anregungen hinzu, die Tillich in Frankfurt empfing, so hätte die Prophezeiung von Tillichs Hallenser Lehrer Fritz Medicus leicht Wirklichkeit werden können, wonach Tillich „der kommende Mann in der Philosophie“ sei. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn Tillich wurde von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben und im Herbst 1933 gezwungen, in die USA auszuwandern.
Zwei Leitziele bestimmen die Konzeption und Durchführung der Frankfurter Konferenz, die in Zusammenhang mit dem Jubiläum der Goethe-Universität stattfindet: Zunächst sollen die Bedingungen rekonstruiert werden, die die Entwicklung des Tillichschen Denkens während der Frankfurter Jahre geprägt haben; zugleich wird dadurch umgekehrt ein konturschärferes Bild der geistigen Situation der Frankfurter Universität Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts entstehen. Darüber hinaus soll die prinzipielle Leistungsfähigkeit des Tillichschen Denkens als einer ‚kritischen Theologie‘, also einer Theorie theologischer Rationalität in kritisch-konstruktiver Selbstabgrenzung von Philosophie, Soziologie und Religionswissenschaft, herausgearbeitet und deren Theoriepotential nach Möglichkeit systematisch weiterentwickelt werden.
http://www2.uni-frankfurt.de/51047259/st_Tillich_Flyer_neuerRaum.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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