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07.04.2003 15:43

"Das große Fressen"

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    ... und andere Geschehnisse im Tertiär präsentiert die geologisch-paläontologischen Sammlung Universität während der Museumsnacht
    Zeit: 12. April 2003, 19.00 bis 24 Uhr
    Ort: Talstraße 3

    Die Leipziger geologisch-paläontologische Sammlung umfasst heute 300.000 bis 400.000 Objekte und ist damit eine der größten an Deutschlands Universitäten. Zu den Kostbarkeiten unter den Fossilien zählen ein vier Meter langes Meereskrokodil und ein fast ebenso großes Fischsaurier-Weibchen mit zwei Embryonen. Beide kommen demnächst von einer "Schönheitskur" zurück.

    Noch prangen zwei große leere Rahmen an den Wänden der geologisch-paläontologischen Sammlung der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig. Die beiden Stücke, die sie bald wieder aufnehmen sollen, werden derzeit in Stuttgart restauriert und kehren in wenigen Tagen zurück nach Leipzig. Deshalb kann Prof. Dr. Arnold Müller, der Kustos des Sammlung, die Kostbarkeiten momentan nur beschreiben: "Vier Meter lang ist unser Meereskrokodil. Fast ebenso groß der Fischsaurier, ein Weibchen mit zwei Embryonen. Die beiden in Schwarzschiefer, also einstigem Faulschlamm, eingebetteten Fossilien sind etwa 200 Millionen Jahre alt. Die Tafeln müssen restauriert werden, weil sie zu oxydieren begannen. Sie werden mit Chemikalien behandelt, so dass ein weiteres Ausblühen von Pyrit, eines Minerals, verhindert werden kann. Außerdem müssen die Risse beseitigt werden, die durch Erschütterungen, Kriegseinwirkungen und unsachgemäßen Transport entstanden waren." Diese Restaurierung kostet pro Tier rund 10.000 Euro und wird durch Firmensponsoring unterstützt. Die Summe ist vor dem Hintergrund des Wertes großer, gut erhaltener Fossilien zu sehen. Auf dem Markt müsste ein Museum für solch ein Stück zwischen 200.000 und 300.000 Euro hinblättern. "Wohl deshalb schlichen die Devisen-Beschaffer in den letzten Jahren der DDR auch durch unser Institut", erinnert sich Prof. Müller. "Aber letztendlich wurden unsere Kostbarkeiten dann doch nicht verscherbelt."

    Entstanden ist die Sammlung, deren Grundstock bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgeht, vor allem durch die Tätigkeit der mit ihrer Leitung betrauten Gelehrten. Auch wohlhabende Bürger der Messestadt erwarben für die Universität wertvolle Fundstücke aus aller Welt. Das derzeit zur Restaurierung weilende fossile Riesenkrokodil beispielsweise wurde 1912 von einem Leipziger für einige Tausend Reichsmark gekauft.

    Die Leipziger geologisch-paläontologische Sammlung umfasst heute 300.000 bis 400.000 Objekte und ist damit eine der größten an Deutschlands Universitäten. Vieles davon ist während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg und durch die Raumnot der Nachkriegszeit durcheinander geraten, Kataloge kamen abhanden, so dass die Experten noch heute mit der Neu-Erfassung beschäftigt sind. Bis jetzt haben sie etwa 80.000 Stücke in der Datenbank erfasst. Die Hälfte davon ist in den Ausstellungsräumen der Sammlung zugänglich - auf Voranmeldung auch für jedermann.

    Heute sind es vor allem die Exkursionen der Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Sammlung des Instituts für Geophysik und Geologie, die neue Stücke in die Leipziger Talstraße kommen lassen. "Unser einträglichster Fundort sind nach wie vor die Tagebaue unserer Region", so Müller, der mit seinem Team mehrmals im Monat suchend und bergend unterwegs ist. "Deshalb war eine Spezialisierung auf das Tertiär, also die Zeit der Braunkohlenentstehung, angeraten. Wir haben hier die vollständigste Sammlung zum Tertiär Mitteldeutschlands, und eine der besten Sammlungen zum Tertiär Europas." Allerdings - die Suche in den Restlöchern ist nicht mehr so erfolgreich wie die früher in den Neuaufschlüssen. Und irgendwann, spätestens mit der Flutung oder Rekultivierung, gehen den Wissenschaftlern diese Fundorte gänzlich verloren. Allerdings wachsen die Möglichkeiten zu internationalem Austausch.

    Die geologisch-paläontologischen Sammlung der Universität Leipzig wird während der Leipziger Museumsnacht am 12. April geöffnet sein. Im vergangenen Jahr strömten während dieser Veranstaltung fast 1000 Besucher durch die Räume. 20 Uhr wird Professor Müller für Hobby-Paläontologen den Vortrag "Anregungen und Tipps für die Jagd auf Fossilien, Archivierung und Bestimmung" halten. Interessierte können sich auch im Präparieren und Mikroskopieren von Fossilien üben, dazu ihre eigenen Funde mitbringen oder ihre von der Sammlung zur Verfügung gestellten Übungsstücke mit heim nehmen. Ein bisschen gruselig dürfte es werden, wenn Professor Müller über "Das Große Fressen - Monsterhaie, Riesenmakrelen und Schreckschweine vor rund 25 Millionen Jahren" spricht. Der Vortag widmet sich ebenso wie die Sonderausstellung dem Leben im Tertiär-Meer von Leipzig. "Ein Blick auf diese Zähne, weckt Vorstellungen, wie es hier in der Gegend vor etwa 25 bis 30 Millionen Jahren zugegangen sein muss", meint Müller und präsentiert zwei etwa zehn Zentimeter große mit "Wellenschliff" geschärfte Zähne eines Riesen-Haies. "Diese Kostbarkeit haben wir in Espenhain gefunden. Das Tier wird etwa zehn oder zwölf Meter lang gewesen sein." Dass das fossile Krokodil und die trächtige Fischsaurierdame bis zur Museumsnacht schon wieder im Rahmen hängen, will Professor Müller jedoch nicht versprechen.

    Weitere Sammlungen der Universität, die während der Museumsnacht ihre Pforten für Besucher geöffnet halten sind das Ägyptische Museum, das Institut für Kunstpädagogik, das Antikenmuseum und die Abgusssammlung, die Mineralogisch-petrographische Sammlung, das Musikinstrumentenmuseum, die Professur für Ur- und Frühgeschichte, die Studiensammlung der Kustodie sowie die Universtiätsbibliothek).

    weitere Informationen:
    Prof. Dr. Arnold Müller
    Telefon: 0341 97 32 805
    E-Mail: gmueller@uni-leipzig.de


    Weitere Informationen:

    http://www.geo.uni-leipzig.de
    und
    http:/www.nachtschicht-leipzig.de


    Bilder

    Auch im letzten Jahr zur Museumsnacht war der Publikumsansturm groß
    Auch im letzten Jahr zur Museumsnacht war der Publikumsansturm groß

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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