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02.09.1998 00:00

FORKERAM: Neuer Bayerischer Forschungsverbund

Dr.rer.pol. Dipl.-Kfm. Ragnwolf Knorr Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Über 11 Millionen Mark investiert die Bayerische Forschungsstiftung in die Errichtung eines neuen Forschungsverbunds, der die Wettbewerbsfähigkeit der keramischen Industrie, die innerhalb Deutschlands vorwiegend in Bayern konzentriert ist, durch Prozeß- und Produktinnovationen steigern soll. Der Bayerische Forschungsverbund für keramische Materialentwicklung und Prozeßtechnik (FORKERAM), an dem sechs Forschungsinstitutionen und rund 20 Industriebetriebe beteiligt sind, hat am 1. September 1998 die Arbeit aufgenommen. Sprecher des Verbunds ist Prof. Dr. Peter Greil, Inhaber des Lehrstuhl für Glas und Keramik am Institut für Werkstoffwissenschaften der Universität Erlangen-Nürnberg. Das Amt des Geschäftsführers hat Dr. Norbert H. Menzler übernommen. Als 2. Sprecher fungiert Dr. Wolfgang Weber von der CeramTec AG, Plochingen.

    Zwei Lehrstühle des Erlanger Instituts für Werkstoffwissenschaften sind mit Projekten im Forschungsverbund FORKERAM vertreten: neben dem Lehrstuhl für Glas und Keramik nimmt auch der Lehrstuhl Polymerwerkstoffe von Prof. Dr. Helmut Münstedt teil. Weitere Verbundpartner sind die Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg, die Universität Bayreuth, die Technische Universität Hamburg-Harburg, das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg und das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Freiburg.

    Die Fördersumme, die die Bayerische Forschungsstiftung gewährt hat, ist für ein Forschungsprogramm von drei Jahren ausgelegt. Dieser Betrag deckt 50 Prozent des erforderlichen Aufwands ab. Wie in der Kooperation von Wissenschaft und industrieller Praxis in Bayerns Forschungsverbünden üblich, wird die andere Hälfte der Kosten von den Industriepartnern getragen.

    Teller und Tassen, Motorteile und Prothesen

    Keramische Materialien können äußerst vielseitig verwendet werden. Als Gebrauchskeramik, zum Beispiel als Porzellan-Service, sind sie im täglichen Leben allgegenwärtig; als Technische Keramik in Technik und Medizin sind sie ebenso weit verbreitet, werden allerdings kaum wahrgenommen. Technische Keramikkomponenten erfüllen jedoch als wichtige, wenn auch von außen nicht sichtbare Schlüsselkomponenten entscheidende Aufgaben in vielen Apparaturen und Maschinen. Sie lösen bei einem Unfall den Airbag im Auto aus, reduzieren Verschleiß und Energieverbrauch im Motor und steuern mit höchster Präzision fertigungstechnische Prozesse. Sie sind im Einsatz, um für klaren Fernseh-, Rundfunk und Telefonempfang zu sorgen, Abgase aus Kraftwerken zu reinigen, eine schmerzfreie Zertrümmerung von Nierensteinen zu ermöglichen oder defekte Zähne und Knochen zu ersetzen.

    Die Herstellungs- und Anwendungstechnik moderner keramischer Materialien wird weltweit als Schlüsseltechnologie mit strategischer Bedeutung vor allem für expansive Technologiefelder wie die Informations- und Kommunikationstechnik, die Energie- und Umwelttechnik, die Verkehrstechnik sowie die Bio- und Medizintechnik angesehen. Der Forschungsverbund FORKERAM befaßt sich sowohl mit feinkeramischen Produkten als auch mit technischen Keramikerzeugnissen und setzt vor allem auf eine enge Verknüpfung von Prozeßinnovationen in beiden Bereichen, um gezielt Synergieeffekte zu nutzen.

    Vom Flaschencontainer in die Schmuckvitrine

    Die insgesamt elf Projekte, mit denen der Verbund startet, sind in drei Teilbereiche gegliedert: den Bereich "Prozeßinnovation Gebrauchskeramik", den Bereich "Prozeßinnovation Technische Keramik" und den Bereich "Neue keramische Produkte und Anwendungen". Die Forschungen, an denen die Erlanger Lehrstühle beteiligt sind, sind in den ersten beiden Projektbereichen angesiedelt.

    Die Untersuchungen des Lehrstuhls für Glas und Keramik betreffen technische wie auch feinkeramische Gebiete. Unter der Leitung von Dr. Henning Dannheim wird Recyclingglas als Grundmaterial für Geschirr- und Zierkeramik getestet, wobei erhebliche Einsparungen bei den Produktionskosten erwartet werden. Ein neues Brennverfahren für Glasuren, die gegen Verschleiß und Korrosion hochgradig beständig sind und deshalb auch viele Waschgänge in Spülmaschinen unbeschadet überstehen, wird unter der Leitung von Dr. Heinrich Mörtel entwickelt.

    Ein Projekt, das sich mit der präzisen Einstellung der Dicke von Folien befaßt, die im Gießverfahren zur Weiterverwendung für die verschiedensten technischen Zwecke hergestellt werden, wird gemeinsam von Prof. Dr. Andreas Roosen (Lehrstuhl für Glas und Keramik) und von Prof. Dr. Helmut Münstedt (Lehrstuhl Polymerwerkstoffe) geleitet. Prof. Roosen steht einem weiteren Projektteam vor, das sich mit der Verfeinerung der "Low Temperature Cofired Ceramic"(LCCT)-Technik, einem Verfahren zur Herstellung und gleichzeitigen Metallisierung keramischer Folien, befaßt. Die Bauteile, die hier entstehen, sollen mehrfach nutzbar sein, zum Beispiel für Herzschrittmacher und Motorsteuerungen.

    Dienstleistungsverbund Keramik

    Der Verbund FORKERAM unterstützt vor allem kleine und mittlere Unternehmen der Keramikindustrie, die nur über eine begrenzte Forschungskapazität verfügen. Als begleitende Maßnahme ist deshalb die Einrichtung eines Dienstleistungsverbunds Keramik vorgesehen, der, vertreten durch die Koordinierungsstelle, innerhalb des Verbunds dafür Sorge tragen soll, daß die einzelnen Projektpartner sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite stehen und auch untereinander Austausch betreiben, um die vorhandenen Ressourcen und Techniken gemeinsam nutzen zu können.

    * Kontakt:
    Prof. Dr. Peter Greil, Sprecher des Forschungsverbunds FORKERAM,
    Dr. Nobert H. Menzler, Geschäftsführer
    Lehrstuhl für Glas und Keramik, Martensstraße 5, 91058 Erlangen,
    Tel.: 09131/85 -7560, Fax: 09131/85 -8311, E-mail: menzler@ww.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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