idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Geographen der Universität Jena gehören zu den Gewinnern eines internationalen App-Wettbewerbs
Der Beginn von Frühling, Sommer, Herbst und Winter ist kalendarisch fest geregelt. Doch in der Natur zählt weniger ein fixes Datum, vielmehr die Phänologie – die Entwicklung der Pflanzen im Laufe des Jahres in Abhängigkeit von Wetter und Klima: So sind die Schneeglöckchen die ersten Frühlingsboten, die weiß-gelblichen Blüten des Schwarzen Holunders markieren den Beginn des Frühsommers und die reifen Früchte von Rosskastanie und Stiel-Eiche sind ein sicheres Zeichen für den Vollherbst. Die Phänologie ist nicht nur für Hobbygärtner, Landwirte und Allergiker von Bedeutung. Sie liefert darüber hinaus Wissenschaftlern wichtige Erkenntnisse zu Klimawandel und Biodiversität.
Geographen der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben nun ein Konzept für eine Handy-App zur Beobachtung der Phänologie von Pflanzen entwickelt – und damit einen internationalen App-Wettbewerb der Europäischen Kommission gewonnen. Dr. Christian Hüttich und Jonas Eberle vom Lehrstuhl für Fernerkundung gehören zu den insgesamt zehn Preisträgern des „MYGEOSS-Wettbewerbs“, die aus rund 60 eingereichten Beiträgen aus dreizehn Ländern ausgewählt wurden. Die beiden Wissenschaftler erhalten nun rund 14.000 Euro, die sie für die Entwicklung und Programmierung der App nutzen werden.
Fernerkundungsdaten für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar machen
Kerngedanke des Wettbewerbs ist es, Ideen für Handy- oder Computerprogramme zu entwickeln, um Fernerkundungsdaten – zum Beispiel über Wetter, Klima und Vegetation – auch für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar zu machen. „Es gibt eine Fülle von Datensätzen unterschiedlichster Satelliten. Doch nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Öffentlichkeit soll von diesem Datenschatz profitieren und gleichzeitig interaktiv in wissenschaftliche Projekte eingebunden werden“, erklärt Christian Hüttich. „Es geht gewissermaßen darum, für wissenschaftlich interessierte Laien ein Portal zu Forschungsergebnissen zu schaffen“, so der Geograph. Neben der Phänologie-App der Jenaer Forscher gehört u. a. auch ein Spiel für Kinder zum Thema Luftverschmutzung zu den prämierten Beiträgen sowie eine App, mit der Bürger Informationen zu Naturereignissen wie Hochwasser und Brände bereitstellen können.
Die Jenaer Phänologie-App umfasst zwei Funktionen: Einerseits können sich die Nutzer die phänologische Entwicklung einer Region der letzten 15 Jahre entweder als Karte oder als Diagramm anzeigen lassen und so beispielsweise analysieren, wie sich der Beginn der einzelnen Jahreszeiten verschoben hat. Als Basis dienen Satellitendaten sowie wissenschaftliche Modelle zur Berechnung spezifischer phänologischer Kennwerte. Außerdem können die Nutzer Fotos ihrer eigenen Beobachtungen in der Natur mithilfe der App hochladen und mit denen der anderen Nutzer vergleichen. Auf diese Weise möchten die Jenaer Geographen die Arbeit der Phänologie-Beobachter erleichtern: Denn es sind vor allem Ehrenamtliche, die Daten zu Blattentfaltung, Blüte, Fruchtreife und Laubverfärbung sammeln und etwa an den Deutschen Wetterdienst melden, der wiederum die Informationen beispielsweise für die Pollenvorhersage nutzt. „Wir möchten mit der App das Wissen über die Vegetationsdynamik der letzten Jahre einem breiten Nutzerkreis zur Verfügung stellen und gleichzeitig die Öffentlichkeit für Umweltveränderungen sensibilisieren“, sagt Jonas Eberle, von dem die Idee für die App stammt. Der Doktorand arbeitet an nutzerfreundlichen und internetbasierten Anwendungen, mit denen auch Laien Umweltveränderungen mithilfe von Fernerkundungsdaten analysieren können. „Im Zeitalter von ‚Big Data‘ gibt es einen steigenden Bedarf an unkomplizierten Verfahren zur Auswertung von satellitenbasierten Messungen, auf den wir mit der Entwicklung von solchen Anwendungen reagieren“, erklärt Eberle. So hat der Geoinformatiker bereits den „Earth Observation Monitor“ entwickelt – ein Webportal und eine Smartphone-App, die auf Basis von Satellitendaten die Vegetationsvitalität in einer ausgewählten Region ermittelt. Die Phänologie-App wird zudem im Rahmen einer Kooperation mit der Thüringer Klimaagentur des Thüringischen Landesamtes für Umwelt und Geologie zur Anwendung kommen, um die Auswirkungen der Globalen Erwärmung auf die Vegetationsdynamik in Thüringen messen zu können.
Im November soll die Phänologie-App zur Verfügung stehen
Im November werden die beiden Jenaer Wissenschaftler – ebenso wie die anderen Gewinner – ihre App auf dem „12. GEO Plenary and Ministerial Meeting“ in Mexico City vorstellen – einer internationalen Konferenz mit Wissenschaftlern und Politikern, darunter auch die Umweltminister von fast 100 Staaten. „Das ist eine große Ehre, dass wir vor diesem hochkarätig besetztem Gremium unsere App präsentieren können“, betont Christian Hüttich.
Spätestens dann soll es auch die Phänologie-App in einer ersten Version geben und für Android- und Apple-Geräte kostenfrei zur Verfügung stehen. Den „Earth Observation Monitor“ können sich Interessierte schon jetzt auf ihr Handy laden. Erhältlich ist das ebenfalls kostenfreie Programm in den jeweiligen App-Stores von Apple und Android unter dem Namen „mobileEOM“ sowie unter http://www.earth-observation-monitor.net/.
Kontakt:
Dr. Christian Hüttich, Jonas Eberle
Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Löbdergraben 32, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948886 bzw. 948889
E-Mail: christian.huettich[at]uni-jena.de, jonas.eberle[at]uni-jena.de
http://www.uni-jena.de
http://www.earth-observation-monitor.net/
Screenshots, wie die prämierte App der Jenaer Geographen aussehen soll.
Abb.: Jonas Eberle/FSU
None
Zu wissen, wann der Zierkirschenbaum blüht, vergrößert das Wissen über die Vegetationsdynamik, das m ...
Foto: Anne Günther/FSU
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).