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26.06.2015 13:13

Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress (DÖAK) 2015: Frauen und HIV / AIDS

Susanne Dopheide Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Für die Gruppe HIV-infizierter Frauen ergeben
    sich weltweit spezifische Fragestellungen. Sehr erfolgreich ist die
    Verbesserung in der Versorgung HIV-infizierter Schwangerer,
    besonders in der westlichen Welt, hingegen zeigen sich Defizite bei
    weiteren, als frauenspezifisch erkannten Problemen. Dazu gehören
    vor allem die späte Diagnosestellung, die relevanten Marker-
    Erkrankungen und geschlechtsspezifischen bzw. hormonspezifischen
    Verläufe von Infektion und Therapie. Der Kongress möchte dazu beitragen, Forschung und
    Therapie-Leitlinien um diese genderspezifischen Fakten zukünftig
    weiter zu entwickeln.

    In Deutschland sind rd. 20 Prozent aller HIV-Infizierten Personen Frauen.
    Weltweit liegt der Anteil jedoch wesentlich höher, bei rd. 50 Prozent. Der
    überwiegende Teil (80 Prozent) dieser Frauen lebt in Subsahara-Afrika.
    AIDS ist immer noch weltweit die häufigste Todesursache bei Frauen im
    gebärfähigen Alter. Ohne HIV läge die weltweite Müttersterblichkeit um rd.
    20 Prozent niedriger (WHO 2010).

    Auch die Versorgung HIV-infizierter Frauen in Deutschland ist von dieser
    globalen Situation maßgeblich berührt, stammt doch ein Großteil HIVpositiver
    Schwangerer in Deutschland aus den betroffenen Regionen
    Afrikas. - Zehn Prozent aller HIV positiven, schwangeren Frauen in
    Deutschland werden in der HIV-Ambulanz der Düsseldorfer Klinik für
    Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie betreut.

    Das größte Risiko bei HIV-positiven Schwangeren ist die Übertragung des
    Virus auf das Kind. Hier wurden durch Transmissionsprophylaxe in den
    letzten 20 Jahren enorme Fortschritte erreicht. Unter guter medizinischer
    Betreuung ist es heute möglich, die Übertragungsrate durch rechtzeitige
    Medikation der Mutter, Maßnahmen bei und nach der Geburt - wie
    Geburtsmodus und Stillverzicht – von 40 Prozent am Ende der 90er Jahre
    auf ein bis zwei Prozent heute zu senken. Inzwischen gibt es auch gute und
    sichere Möglichkeiten, den bis 2010 als Standard geltenden Kaiserschnitt in
    vielen Fällen durch eine vaginale Geburt abzulösen. In der Düsseldorfer Uniklinik kam es seit 2004 zu keiner Übertragung des Virus von der Mutter
    auf ihr Kind im Rahmen einer Geburt.
    Wurden auf diesem Gebiet auch erhebliche Erfolge erzielt, so stellt gerade
    bei Frauen die späte Diagnosestellung (‚late presentation‘), die erst bei
    einem fortgeschrittenen Immundefekt oder AIDS-definierenden
    Erkrankungen erfolgt, ein erhebliches Risiko für ihren Behandlungserfolg
    dar. Gründe sind, dass Frauen keiner offensichtlichen Risikogruppe
    zugeordnet werden, wie etwa homosexuelle Männer oder
    Drogenabhängige. Daher werden mögliche Marker-Erkrankungen im
    ärztlichen Alltag nicht als solche wahrgenommen und getestet.
    Zahlen zeigen zudem, dass die ‚late presentation‘ nicht von einer
    ethnischen Zugehörigkeit abhängt, sondern Frauen an sich betrifft (RESINA
    Studie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf). Aus Sicht der
    Wissenschaftler ist es notwendig, diese Alarmsignale ernst zu nehmen und
    sowohl in Leitlinien Konsequenzen zu ziehen als auch bei Behandlern und
    in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür zu schärfen.


    Weitere Informationen:

    http://www.doeak2015.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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