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06.10.2015 12:40

Schmerzkongress Mannheim: Neue Medikamente zur Prophylaxe verhindern Migräneattacken

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Etwa jeder Zehnte in Deutschland leidet unter Migräne. Zur Vorbeugung der Anfälle stehen Patienten bisher Arzneimittel zur Verfügung, die sie meist täglich einnehmen müssen und die teilweise mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Gewichtszunahme einhergehen. Bei der Suche nach neuen Wirkstoffklassen sind jetzt monoklonale Antikörper gegen den Botenstoff CGRP in den Fokus getreten. Sie könnten eine neue Ära in der Migränetherapie einleiten. Welches Potenzial die neuen Medikamente für die Migräneprophylaxe haben, erläutern Experten auf der Pressekonferenz am 14. Oktober 2015 des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses (14. bis 17. Oktober) in Mannheim.

    Experten beziffern die Anzahl der Migräneanfälle in Deutschland auf täglich etwa 350 000. Nicht nur die Schmerzen sind für die Betroffenen eine Qual, sondern auch die damit verbundenen Einschränkungen und die Angst vor der nächsten Kopfschmerzattacke. „Neben Mitteln zur akuten Schmerzlinderung werden daher Arzneien zur Vorbeugung immer wichtiger“, sagt Professor Dr. med. Martin Marziniak, Tagungspräsident des Deutschen Schmerzkongresses und Chefarzt der Klinik für Neurologie am kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost.

    Das sogenannte Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) gilt als der wichtigste Botenstoff bei der Entstehung von Migräne. Er wird aus Nervenzellen freigesetzt, überträgt Schmerzsignale und erweitert die Blutgefäße. Schon vor einigen Jahren wurde gezeigt, dass verschiedene Medikamente Migräneanfälle stoppen können, indem sie den CGRP-Rezeptor blockieren. Allerdings führten diese Substanzen beim Abbau in der Leber zu so starken Nebenwirkungen, dass sie nicht zugelassen werden konnten. „Im vergangenen Jahr ist es Forschern gelungen, neuartige CGRP-Blocker zur Migräneprophylaxe zu entwickeln“, sagt Privatdozent Dr. med. Uwe Reuter, Leiter der Kopfschmerzambulanz an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Charité Berlin. Es handelt sich dabei um sogenannte monoklonale Antikörper. Diese immunologisch aktiven Eiweiße zirkulieren im Körper, erkennen eine bestimmte Oberflächenstruktur des Botenstoffs CGRP und des CGRP-Rezeptors, binden daran und blockieren somit die Weiterleitung des Migränesignals.
    Laut Reuter sind vier verschiedene monoklonale Antikörper an insgesamt ca. 1000 Patienten, die an vier bis vierzehn Tagen pro Monat an Migräne litten, getestet worden. Alle vier Antikörper hätten zu einer Abnahme der Migräneattacken um drei bis sieben Tage pro Monat geführt. Nebenwirkungen seien dabei gleichermaßen häufig aufgetreten wie in den Kontrollgruppen, die Placebos bekommen hätten.

    „Wir stufen diese neuen Substanzen, die speziell zur Vorbeugung von Migräne entwickelt wurden, als erfolgreich und hoffnungsvoll ein“, betont Professor Marziniak. Die neuen Medikamente haben nicht nur weniger belastende Nebenwirkungen wie die bisher zur Prophylaxe eingesetzten Betablocker oder Antiepileptika, sondern sind auch einfacher in der Anwendung: „Die Patienten nehmen die prophylaktisch wirkenden monoklonalen Antikörper nicht täglich ein, sie werden stattdessen ein- oder zweimal im Monat injiziert“, sagt Professor Marziniak. Bis zur Zulassung der neuen Medikamente könnten noch gut drei Jahre vergehen, vermutet Dr. Reuter. „Im Herbst und Winter beginnen wir auch in Deutschland mit großen Phase III-Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit der neuen Medikamente zeigen müssen.“

    Literatur:
    PD Dr. med. Uwe Reuter, Redemanuskript, Pressekonferenz Deutscher Schmerzkongress 14.10.2015

    Terminhinweise:
    Pressekonferenz
    anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses
    der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. vom 14. bis 17. Oktober 2015
    Termin: Mittwoch, 14. Oktober 2015, 11:00 bis 12:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum: „Christian Cannabich“
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Symposium: „Ergotamine, Triptane, CGRP-Antagonisten und monoklonale Antikörper - Generationen der Kopfschmerztherapeutika“
    Vorsitz: C. Gaul, Königstein im Taunus
    Termin: Samstag, 17. Oktober 2015, 10:30 bis 12:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum: Mozartsaal
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Programm/Referenten

    Pressekonferenz zum Deutschen Schmerzkongress
    Termin: Mittwoch, 14. Oktober 2015, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim, Raum: „Christian Cannabich“

    Schmerztherapie und Gesundheitspolitik in Deutschland: Status Quo und Perspektiven?
    Professor Dr. med. Michael Schäfer
    Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und leitender Oberarzt und Schmerzforscher an der Charité, Berlin

    Qualitätssicherung in der Versorgung von Kopfschmerzpatienten
    Professor Dr. med. Andreas Straube
    Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. und Leiter der Neurologischen Poliklinik, Klinikum Großhadern, München

    40 Jahre Deutsche Schmerzgesellschaft: Interdisziplinäre Schmerzbehandlung zum Wohl des Patienten
    Professor Dr. med. Hans-Georg Schaible
    Tagungspräsident und Direktor des Instituts für Physiologie I (Neurophysiologie) am Universitätsklinikum Jena

    Das Präsidenten Symposium: Einfluss des Nervensystems auf Entzündung (Immunsystem) und neue Ansätze der Alternsforschung
    Professor Dr. med. Martin Marziniak
    Tagungspräsident und Chefarzt der Klinik für Neurologie am kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost

    Cannabis bei rheumatischen Erkrankungen: Eine Option?
    PD Dr. med. Winfried Häuser
    Ärztlicher Leiter des Schwerpunktes Psychosomatik der Klinik Innere Medizin I, Klinikum Saarbrücken

    Schmerz als „lebenslanger Begleiter“: Merkmale und Behandlung
    Dr. dipl. psych. Paul Nilges
    Leitender Psychologe am DRK-Schmerzzentrum, Mainz

    Neue Behandlungsansätze zur Migräne-Prophylaxe: Monoklonale Antikörper gegen CGRP oder CGRP-Rezeptoren
    PD Dr. med. Uwe Reuter
    Leiter der Kopfschmerzambulanz, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Charité Berlin

    Ihr Kontakt für Rückfragen:
    Kongress-Pressestelle
    Deutscher Schmerzkongress 2015
    Dagmar Arnold
    Postfach 30 1 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-380
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
    www.schmerzkongress2015.de

    Thomas Isenberg
    Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.
    Alt-Moabit 101 b
    10559 Berlin
    Tel.: 030 39409689-1
    Fax: 030 39409689-9
    Mobil: 0171 7831155
    E-Mail: presse@dgss.org
    www.dgss.org


    Weitere Informationen:

    http://www.schmerzkongress2015.de
    http://www.dgss.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Pressetermine
    Deutsch


     

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