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03.06.2016 10:42

Leipziger Museum für Musikinstrumente präsentiert neue Themenführungen

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

    In einer kleinen öffentlichen Feierstunde (Eintritt frei) präsentiert das Museum für Musikinstrumente am Donnerstag, 9. Juni 2016, um 18 Uhr zwei neue Führungsangebote. Die Themenführungen "Leipziger Universitätsmusik: Lehre, Zeremoniell, Konzert" und "Gesang, Gebet, Klangrede: Die Stimme und die Instrumente" werden nun regelmäßig im Veranstaltungsprogramm des Museums zu finden sein und können zudem für Gruppen gebucht werden. Ein zentraler Anlaufpunkt beider Führungen ist auch der restaurierte Korb der aus der Universitätskirche St. Pauli geretteten Kanzel. Er wird vorübergehend im Musikinstrumentenmuseum gezeigt, das im Grassi beheimatet ist.

    Die Präsentation der neuen Themenführungen am 9. Juni übernimmt nach der Begrüßung durch die Rektorin der Universität, Prof. Dr. Beate Schücking, der Leiter des Museums für Musikinstrumente, Prof. Dr. Josef Focht. Über die Kanzel und ihre Restaurierung spricht im Anschluss Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen, Kustos der Kunstsammlung der Universität Leipzig.

    "Unser Anliegen war es schon immer, die Instrumente in unserem Museum in ihrem Zusammenhang zu präsentieren, besonders dem universitären Zusammenhang", sagt Josef Focht. "Unsere neuen Themenführungen bringen das zum Ausdruck. Und die Kanzel, die wir für einige Zeit bei uns im Haus haben, hilft uns dabei. Wir können mit ihr den Blick noch besser auf die Universitätsmusik richten und auf deren Verbindung zur Theologie."

    Weitere herausragende Exponate sind zum Beispiel ein Orthotonophonium, eine Art Harmonium, das sich einst im Institut für experimentelle Psychologie der Universität Leipzig befand, und eine Gambe (Viola da gamba), die mit einem singenden Männerkopf verziert ist. Dieses besonders edle Instrument kam 1926 auf Betreiben des Ordinarius für Musikwissenschaft Theodor Kroyer mit der gesamten Musikinstrumentensammlung des Kölner Papierfabrikanten Wilhelm Heyer an die Universität Leipzig.

    Zur Themenführung "Leipziger Universitätsmusik: Lehre, Zeremoniell, Konzert":

    Bis zum 16. Jahrhundert war die Musik fester Bestandteil der universitären Lehre. Bereits um 1730 gab es erneute Bestrebungen um einen Lehrstuhl für Musik und knapp 200 Jahre später erfolgte schließlich die Institutionalisierung der Musikwissenschaft. Dass die Musik an der Universität kontinuierlich gepflegt wurde, belegen die Ämter der Universitätsmusikdirektoren, -organisten und -orgelmacher und die angestellten Tanz- und Lautenlehrer. Die studentischen Collegia musica sind eng mit der Gründung des Gewandhausorchesters verbunden. Als landesherrliche Einrichtung hatte die Universität aber auch aufwändige Festlichkeiten zu Ehren der Landesfürsten auszurichten, für die Oden und Kantaten als Auftragswerke entstanden.

    Zur Themenführung "Gesang, Gebet, Klangrede: Die Stimme und die Instrumente":

    In allen Konfessionen bildet das Wort die Grundlage von geistlicher Andacht und Zeremonie, und über das rechte Verhältnis von gesprochenem und gesungenem Wort in Liturgie und Ritus wurde und wird bis zum heutigen Tage diskutiert. Doch die Wirkung der musikalischen Überhöhung durch die Melodie und Harmonie des Gesangs bleibt unangefochten. Dichtung und Rhetorik wirken formbildend auf musikalische Strukturen, vom Lied über die Motette bis zum Oratorium. Sogar Sinfonien stehen als instrumentale Klangreden unter ihrem Einfluss. Die Singstimme ist häufig Vorbild für das Spiel auf Musikinstrumenten; die menschliche Physiologie bietet dem Instrumentenbau viele Anregungen.

    Zur Kanzel aus der Universitätskirche St. Pauli:

    Erstmals seit 1968 ist der Korb der aus der Universitätskirche St. Pauli geretteten Kanzel wieder öffentlich zu sehen. Unter Leitung der Kustodie der Universität Leipzig wurden mehr als 200 Originalfragmente des Kanzelkörpers restauriert und miteinander verbunden, verlorene Teile ergänzt. Wie bei den geretteten Epitaphien entstanden auch bei der Kanzel schwere Schäden durch den - bedingt durch Zeitmangel - eher gewaltsamen Abbau und die über Jahrzehnte improvisierte, wenig fachgerechte Lagerung, was Fragmentierungen, Risse und Verformungen zur Folge hatte. Die Restaurierung war und ist daher unheimlich aufwändig.

    Noch nicht restauriert werden konnten bislang der Schalldeckel und der Treppenaufgang. Die Restaurierungsarbeiten werden fortgesetzt, soweit es die finanziellen Mittel zulassen. Die bislang entstandenen Kosten in Höhe von rund 55.000 Euro hat zum größten Teil die Universität aus ihrem Körperschaftsvermögen bestritten.

    Bei der Aufstellung des Kanzelkorbs im Museum für Musikinstrumente handelt es sich um eine Zwischenlösung. Sie wurde im Februar 2015 verabredet, als eine Expertenkommission zur Zukunft der Kanzel sich letztmals traf. Möglich wird die Präsentation im Musikinstrumentenmuseum durch die Restaurierung einer barocken Orgel, deren vakanten Platz die Kanzel vorrübergehend besetzt.

    Die Kanzel-Kommission hatte sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, das wertvolle Stück perspektivisch im Paulinum (Aula und Universitätskirche St. Pauli) aufzustellen. Voraussetzung dafür sei jedoch ein positives Ergebnis des Monitorings im Paulinum, das die raumklimatischen Bedingungen und ihre Auswirkungen auf die Kanzel innerhalb der ersten drei Semester nach der Eröffnung des Gebäudes untersucht. Am Schluss soll ein Votum des Senats der Universität stehen.

    Das Museum für Musikinstrumente ist von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Führungen können telefonisch unter 0341/97 30 750 oder per Mail unter musik.museum@uni-leipzig.de gebucht werden.

    Ansprechpartnerin:
    Caroline Weiss
    Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig
    Telefon: +49 341 97 30771
    E-Mail: cweiss@uni-leipzig.de


    Weitere Informationen:

    http://mfm.uni-leipzig.de


    Bilder

    Der restaurierte Kanzelkorb im Museum für Musikinstrumente.
    Der restaurierte Kanzelkorb im Museum für Musikinstrumente.
    Quelle: Foto: Marion Wenzel/Kustodie der Universität Leipzig


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Musik / Theater
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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