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Bertelsmann Stiftung: Manipulation durch "Spamming" hat dramatisch zugenommen
Gütersloh, 8. Juli 2003. Suchmaschinen sind die "Torwächter" im Internet - was sie nicht finden, bleibt vielen verborgen. Einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge verwenden über 90 Prozent aller Internet-Nutzer die elektronischen Informationssortierer. Damit sind sie zu einer einflussreichen Instanz im Netz geworden. "Die Qualität der Suchmaschinen", so Prof. Dr. Marcel Machill, Berater der Bertelsmann Stiftung und Journalistik-Professor an der Universität Leipzig, "entscheidet darüber, wie sich die Nutzer im Internet zurecht finden, wie sie sich informieren und ob sie die Menge an Informationen überhaupt meistern können." Die Studie zeigt aber auch, dass nur wenige Nutzer wissen, wie die Rankings innerhalb der Suchergebnisse zustande kommen oder wie sich Suchmaschinen finanzieren.
55 Prozent der befragten Anwender glauben fälschlicherweise, dass Suchmaschinen ihre Erlöse mit dem Verkauf von Nutzerdaten erzielen. Richtig ist, dass Werbeeinnahmen und der Verkauf von Suchtechnologie zu den Hautperlösquellen zählen. Und die Rankings spiegeln nicht nur die Relevanz der gesuchten Websites wider, sondern enthalten zunehmend auch Suchergebnisse, die nichts mit der Suchanfrage zu tun haben. Dieses "Spam"-Problem hat sich verschärft: 57 Prozent der deutschen Suchmaschinen-Betreiber registrierten im vergangenen Jahr eine starke Zunahme der manipulierten Angaben, mit denen Website-Anbieter Top-Platzierungen in den Ergebnislisten erzielen wollen. 25 Prozent der Betreiber verzeichneten immerhin eine leichte Steigerung des "Spamming". Als besonders problematisch erweist sich "Spamming" im Jugendschutz: Kinder und Jugendliche werden mit jugendgefährdenden Inhalten konfrontiert, auch wenn sie danach nicht gesucht haben.
Ein anderes Problem, auf das die Studie der Bertelsmann Stiftung eingeht, ist die Gefahr der Monopolstellung von Suchmaschinen. Der Marktführer Google wird von 69 Prozent aller Suchmaschinen-Nutzer bevorzugt verwendet. Dazu kommen zahlreiche Kooperationen mit anderen Suchmaschinen - zum Beispiel mit AOL und Yahoo - die die Treffer von Google übernehmen. Lediglich 39 Prozent der User nutzen eine zweite Suchmaschine, fast niemand greift auf drei oder mehr Dienste zurück. "Hier tauchen bekannte medienpolitische Fragestellungen wie Konzentrationsbegrenzung und publizistische Macht in neuem Gewand auf. Für Internet-Suchmaschinen benötigen wir jedoch neue Regulierungsansätze", kommentiert Marcel Machill die Ergebnisse.
Die gesamte Studie "Wegweiser im Netz. Qualität und Nutzung von Suchmaschinen" erscheint im Oktober. Für die Untersuchung wurden Bedienerfreundlichkeit und inhaltliche Qualität der meistgenutzten deutschen Suchmaschinen analysiert. Eine Nutzerbefragung gibt Aufschluss über die Erfahrungen bei der Informationssuche. Außerdem wurde in einem Laborexperiment das tatsächliche Verhalten von Suchmaschinen-Nutzern erforscht. Die Studie ist Teil des Projektes "Transparenz im Netz". Mit diesem Projekt will die Bertelsmann Stiftung Internet-Nutzer für die Möglichkeiten und Grenzen von Suchmaschinen sensibilisieren und Hilfestellung bei der Informationssuche im Internet geben. Darüber hinaus soll in einem gemeinsamen Diskussionsprozess mit Suchmaschinen-Betreibern ein Verhaltenskodex für die Betreiber etabliert werden.
Rückfragen an: Prof. Dr. Marcel Machill, Telefon: 0 52 41 / 81-81 350
Weitere Informationen: www.bertelsmann-stiftung.de/suchmaschinen
http://www.bertelsmann-stiftung.de/suchmaschinen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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