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Wissenschaft
12.07.2017 – Viele Deutschen befürworten ein komplettes Rauchverbot in Autos wenn Kinder und Jugendliche mitfahren. Zu diesem Zwischenergebnis kommen die Organisatoren der „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten" (DEBRA-Studie) rund um Professor Daniel Kotz vom Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Düsseldorf. Von den über 10.000 Befragten fordern mehr als 71 Prozent ein Rauchverbot in Autos wenn Kinder und Jugendliche mit im Auto sitzen. Interessant: Auch zwei von drei befragten Rauchern unterstützen diese Verschärfung des Nichtraucherschutzes.
Mit über 36.000 Studienteilnehmern über drei Jahre hinweg ist die DEBRA eine der umfangreichsten Untersuchungen rund um das Thema Rauchen in Deutschland.
Eine Raucherpause bei der Arbeit, auf einer Party Shisha rauchen, eine E-Zigarette im Park oder schnell eine Zigarette im Auto: Für 16 Millionen Menschen in Deutschland gehört laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Tabakkonsum zum Alltag. Damit ist Deutschland im internationalen Vergleich eines der Top-10-Raucher-Länder. Gleichwohl geht die Deutsche Krebsgesellschaft davon aus, dass in jedem Jahr etwa 120.000 Menschen in Deutschland an den direkten gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums sterben – über 3.000 von ihnen durch Passivrauchen.
Bei der DEBRA-Studie gaben etwa 28 Prozent der Befragten an, Raucher zu sein. Den größten Anteil machten sie bei der Altersgruppe der 21-34jährigen aus, in welcher beinahe 40 Prozent der Befragten angaben zu rauchen. Deutlich wurde auch, dass der Anteil an Rauchern bei niedrigem Bildungsstand und geringem Einkommen am höchsten ist. Zudem rauchten in der befragten Gruppe wesentlich mehr Männer als Frauen.
Ein zentraler Aspekt der DEBRA-Studie ist es, herauszufinden, ob und in wie fern die Bevölkerung Maßnahmen zur Einschränkung des Tabakkonsums unterstützt. Die ersten Auswertungen ergaben, dass die Befragten neben strengeren Rauchverboten in Autos auch eine höhere Besteuerung der Umsätze der Tabakindustrie befürworten. Mehr als 67 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine höhere Besteuerung unterstützten, wenn die eingenommenen Gelder genutzt würden, um Probleme zu bekämpfen, die durch Rauchen verursacht werden – zum Beispiel in Bezug auf Gesundheit und Umwelt. Eine Anhebung des Kaufalters für Zigaretten von 18 auf 21 Jahre fand weniger Zuspruch (43,1 Prozent Zustimmung, 32,1 Prozent Ablehnung). Deutlich wird: Die wenigsten Menschen fordern ein generelles Verkaufsverbot für Tabakprodukte. Lediglich 23 Prozent der Befragten würden diesen Vorstoß begrüßen.
Weitere Informationen und die genauen Zahlen finden sich auf der Homepage der DEBRA-Studie (www.debra-study.info).
Zur Studie:
Die groß angelegte „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (DEBRA) des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Düsseldorf beschäftigt sich mit den Fragen, wie das Rauchverhalten in Deutschland aussieht und in wie weit das Alter, das Geschlecht oder die Lebenssituation eine Rolle spielen, ob und wie viel man raucht. Insgesamt soll das Rauchverhalten bei rund 36.000 Menschen erhoben werden: Über drei Jahre hinweg werden alle zwei Monate jeweils 2.000 Menschen ab 14 Jahren befragt. Diese kontinuierlichen Befragungen bieten einen direkten Einblick auf den Effekt von möglichen politischen Einflüssen oder Aufklärungskampagnen.
Ziel der Studie ist es, aktuelle und detaillierte Informationen zu Merkmalen des Rauchverhaltens und insbesondere der Rauchentwöhnung in Deutschland zu erheben und sie für Wissenschaft, Politik und den klinischen Alltag verfügbar zu machen. Die DEBRA-Studie entsteht in Kooperation mit dem University College und dem King’s College in London, der University of York sowie dem Universitätsklinikum Göttingen. Sie wird gefördert durch das Land NRW.
Publikation: Kastaun S, Brown J, Brose LS, et al. Study protocol of the German Study on Tobacco Use (DEBRA): a national household survey of smoking behaviour and cessation. BMC Public Health 2017; 17:378., DOI: 10.1186/s12889-017-4328-2 (https://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12889-017-4328-2)
Kontakt: Prof. Dr. Daniel Kotz, MPH, Tel. 0211/81-1 63 27, E-Mail: Daniel.Kotz@med.uni-duesseldorf.de, Dr. Sabrina Kastaun, Dipl.-Psych., Tel. 0211/81- 1 95 27, E-Mail: Sabrina.Kastaun@med.uni-duesseldorf.de, Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Werdener Straße 4, 40227 Düsseldorf
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