idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.07.2017 15:28

Komplexe Gasbewegung im Zentrum der Milchstraße

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Universität Heidelberg

    Wie bewegt sich das Gas im Zentrum der Milchstraße? Mit einer umfassenden Computersimulation ist es Wissenschaftlern der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit Kollegen der University of Oxford gelungen, die Bewegung der Gaswolken nachzuvollziehen. Das neue Modell macht es nunmehr möglich, die komplexe Gasbewegung schlüssig zu beschreiben. Durchgeführt wurden die Arbeiten von den Astrophysikern Dr. Mattia C. Sormani (Heidelberg) und Matthew Ridley (Oxford), auf Heidelberger Seite am Sonderforschungsbereich „Das Milchstraßensystem“ (SFB 881).

    Pressemitteilung
    Heidelberg, 13. Juli 2017

    Komplexe Gasbewegung im Zentrum der Milchstraße
    Forscher aus Heidelberg und Oxford simulieren diese Bewegung mit einem umfassenden Modell

    Wie bewegt sich das Gas im Zentrum der Milchstraße? Mit einer umfassenden Computersimulation ist es Wissenschaftlern der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit Kollegen der University of Oxford gelungen, die Bewegung der Gaswolken nachzuvollziehen. Das neue Modell macht es nunmehr möglich, die komplexe Gasbewegung schlüssig zu beschreiben. Durchgeführt wurden die Arbeiten von den Astrophysikern Dr. Mattia C. Sormani (Heidelberg) und Matthew Ridley (Oxford), auf Heidelberger Seite am Sonderforschungsbereich „Das Milchstraßensystem“ (SFB 881).

    Unser Sonnensystem befindet sich in der Randzone einer scheibenförmigen Galaxie mit einem Durchmesser von rund 100.000 Lichtjahren, der Milchstraße. Von der Erde aus lässt sich ihr Aussehen daher nur indirekt beobachten, indem Positionen und Bewegungen von Sternen und Gaswolken gemessen werden. Sehr wahrscheinlich ähnelt die Milchstraße einer sogenannten Balkenspiralgalaxie, einem sehr häufig beobachteten Typ von Galaxie im Universum. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Galaxie M61.

    Neben den sichtbaren Sternen befinden sich in der Milchstraße große Mengen interstellaren Gases, dessen Verteilung und Bewegung äußerst komplex ist. Vor allem im Zentrum findet sich ein Missverhältnis zwischen der Menge des vorhandenen Gases und einer geringen Aktivität der Sternentstehung. „Mit unserer Simulation können wir nicht nur diese Diskrepanzen vorhergehender Modelle aufheben, sondern auch die tatsächlich beobachtete Bewegung des Gases erstaunlich gut wiedergeben“, so Prof. Dr. Ralf S. Klessen, der am Institut für Theoretische Astrophysik am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) forscht.

    In dem neuen Modell bewegen sich die Gaswolken in der Zentralen Molekularen Zone (CMZ) – die innersten 1.500 Lichtjahre der Milchstraße – auf einer ellipsenförmigen Scheibe, die zwei Spiralarme hat. Das Gas aus der Umgebung strömt durch diese beiden Arme in die CMZ. Kollisionen der Gaswolken erzeugen dabei Druckwellen, die Turbulenzen auslösen. „Diese Turbulenzen könnten die Entstehung neuer Sterne verhindern, indem sie das Kollabieren der Gaswolken unterbrechen. Dies würde eine konsistente Erklärung für die bislang unerklärbar geringe Sternentstehungsrate in dieser Region liefern“, sagt Dr. Sormani.

    Durch ihre Computersimulation konnten die Wissenschaftler ein räumliches Bild vom Zentrum der Galaxis erstellen und die Position einiger bekannter Gaswolken erstmals innerhalb dieser dreidimensionalen „Karte“ bestimmen. Die Astrophysiker planen nun, ihre Simulation weiter zu optimieren, um ihre Ergebnisse noch besser an die Beobachtungen anzupassen. Sie wollen außerdem weitere Unklarheiten wie die ausgeprägte Asymmetrie der Gasverteilung in der zentralen Region der Milchstraße klären. Weiterführende Simulationen, die die zeitliche Entwicklung der chemischen Zusammensetzung des Gases verfolgen, sollen diesem Geheimnis auf den Grund gehen.

    „Wir gehen davon aus, dass diese Erkenntnisse einen wesentlichen Einfluss auf künftige Untersuchungen zum Aufbau unserer Galaxis haben werden“, betont Prof. Klessen. Die Forschungsergebnisse wurden in den „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ veröffentlicht.

    Originalveröffentlichung:
    M.G.L. Ridley, M.C. Sormani, R.G. Treß, J. Magorrian, R.S. Klessen: Nuclear spirals in the inner Milky Way. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (2017) 469 (2): 2251-2262, doi: 10.1093/mnras/stx944

    Kontakt:
    Dr. Renate Hubele
    Sonderforschungsbereich 881 „Das Milchstraßensystem“
    Telefon (06221) 528-291
    hubele@hda-hd.de

    Kommunikation und Marketing
    Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


    Weitere Informationen:

    http://sfb881.zah.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse/news2017/pm20170713_milchstrasse.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).