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Wissenschaft
Prof. Dr. Volker Crystalla vom INSTITUT FÜR KRANKENHAUSTECHNIK der FACHHOCHSCHULE BRAUNSCHWEIG/WOLFENBÜTTEL besuchte Anfang September die vom Tschernobyl-Unfall besonders betroffenen Gebiete in der Ukraine und in Weißrußland. Die Reise war organisiert von der TSCHERNOBYL-INITIATIVE IN DER PROBSTEI SCHÖPPENSTEDT auf deutscher Seite und von der BLINDENGESELLSCHAFT und der SOZIAL-ÖKOLOGISCHEN UNION, beide in Minsk/Weißrußland. Für die Reise hatte sich eine Expertengruppe zusammengefunden, in der Berufe und Engagements aus den Bereichen Handwerk, Medizin, Physik, Ingenieurwesen, Strahlen- und Umweltschutz, Pädagogik, Theologie und Sozialarbeit vertreten waren. Ziel der Reise war es, die Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen der Länder, den Einfluß der jüngeren - leidvollen - Geschichte und vor allem die Auswirkungen des Kernkraftwerksunfalles von 1986 sozusagen vor Ort zu erkennen und besser zu verstehen, um so zu einer Sichtweise zu kommen, die weder verharmlost, noch übertreibt.
Die Reise führte von Kiew, der Hauptstadt der Ukraine über Tschernobyl, Pripiat, Gomel, Wietka, Korma und Babrusk nach Minsk, der Hauptstadt Weißrußlands.
In den beiden Hauptstädten und in den Kreisstädten der besonders stark betroffenen Gebiete besuchte die Gruppe eine Reihe von Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen, deren Leiter uns über die Entwicklung der medizinischen Situation aus jeweils ihrer Sicht Auskunft gaben. Resumee: Der Gesundheitszustand der Bevölkerung in den stärker kontaminierten Gebieten ist signifikant schlechter, als in Vergleichsgebieten. Neben Schilddrüsen-erkrankungen und -karzinomen haben auch Erkrankungen der Augen, des Kreislaufs, der Lungen und des Nervensystems zugenommen, zusätzlich vor allem Krankheiten, die auf ein geschwächtes Immunsystem zurückzuführen sind. Die radiologische und medizinische Überwachung und Versorgung der betroffenen Bevölkerung ist flächendeckend gut organisiert. Einzelne Krankenhäuser, medizinische Zentren und Ausbildungskliniken sind - auch mit deutscher Hilfe - hervorragend ausgerüstet. Dennoch fehlt es in vielen Abteilungen an moderner Ausstattung und Ausrüstung und - was besonders schmerzt - an Medikamenten.
In den Sperrzonen informierte sich die Gruppe über den Unglücksreaktor, dessen Zustand jeglichem Strahlenschutzgrundsatz widerspricht, über den endgültigen Verlust an Arbeitsplätzen, Bauernhäusern, Wohnraum und landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, über das Ausmaß der Aus- und Umsiedlungen und über den Verbleib der ausgesiedelten Bevölkerung. In Minsk traf man sich mit Aussiedlern, die ihre Lage schilderten, sowie mit Organisationen, die das oft schwere Los der von Aussiedlung oder von Krankheit betroffenen Familien lindern helfen. Besuche und Besichtigungen von Meßstationen, einer Schule, der Gedenkstätte Chatyn, den Betrieben der Blindengesellschaft, einem modernen landwirtschaftlichen Betrieb, dem Schulerholungsheim "Nadeshda", einer Kirchengemeinde - die letzten drei z.T. im Aufbau - u.a.m. rundeten das Programm ab.
Einen ausführlicheren Bericht zur Reise gibt Prof. Dr. Crystalla mit einem Vortrag am Donnerstag, 26. November 1998, um 18.00 Uhr im Vortragsraum des Technischen Weiterbildungszentrums Wolfenbüttel in der früheren Englischen Kaserne in Wolfenbüttel, Salzdahlumer Str. 75.
Text: Prof. Dr. phil. Volker Crystalla
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
Deutsch
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