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29.05.2018 09:46

Nicht jede Berührung wird zu Gold

Alexandra Frey Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Midas-Effekt im Labor nicht nachweisbar
    Ein Team aus internationalen WissenschafterInnen der Universitäten Wien und Oslo hat erforscht, ob "Kuschelnerven" dafür sorgen, dass wir uns großzügiger verhalten, wenn wir berührt werden. Obwohl dieser so genannte Midas-Effekt in vielen Studien beschrieben wird, dokumentierten die Psychologinnen Lisa Rosenberger und Uta Sailer im Fachjournal "Scientific Reports" nun in drei Laborstudien, dass großzügigeres Verhalten kaum mit der Aktivierung dieser Fasern zu tun hat. Dafür sorgen vermutlich andere Faktoren, wie die Nähe zu der berührenden Person.

    Zahlreiche Feldstudien belegen, dass Menschen nach einer Berührung großzügiger werden. So bekommen z.B. KellnerInnen mehr Trinkgeld, wenn sie Restaurantbesucher berühren. Weiters steigt die Bereitschaft, an einer Umfrage teilzunehmen oder Zigaretten mit Fremden zu teilen. Dieses Phänomen ist als Midas-Effekt bekannt, da König Midas in der griechischen Mythologie alles, was er berührte, in Gold verwandelte.

    Vor einigen Jahren entdeckten ForscherInnen so genannte C-taktile Fasern in unserer Haut. Diese CT-Fasern nehmen angenehme Berührungen wahr und melden diese in den emotionalen Zentren unseres Gehirns. Die Doktorandin Lisa Rosenberger hat nun untersucht, ob diese auch "Kuschelnerven" genannten Fasern dafür sorgen, dass Berührungen uns großzügiger machen.

    In drei aufeinander aufbauenden Studien variierten die WissenschafterInnen jene Person, der gegenüber man sich großzügig verhalten konnte: Einmal war sie eine anonyme, übers Internet verbundene Person, einmal eine Person im selben Raum, die man aber nicht sehen konnte, und einmal diejenige Person, die die ProbandInnen berührte. Nachdem die VersuchsteilnehmerInnen dreiminütige Streicheleinheiten bekommen hatten, die entweder die Kuschelnerven besonders stark oder weniger stark aktivierten, erhoben die ForscherInnen, ob sie sich der anderen Person gegenüber großzügiger verhielten.

    In der Folge zeigten die Kuschelnerven aktivierenden Berührungen in keiner der drei Studien eine Auswirkung auf das Verhalten der VersuchsteilnehmerInnen. Egal ob die C-taktilen Fasern stark aktiviert wurden oder weniger – die ProbandInnen verhielten sich nicht großzügiger. "In unserem Laborversuch konnten wir überhaupt keinen Midas-Effekt beobachtet, was im krassen Gegensatz zu den dokumentierten Effekten in vielen Feldstudien steht", erklärt Lisa Rosenberger vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden der Universität Wien.

    Zum einen könnte das damit zu tun haben, dass das reine Ausführen einer Aufgabe schon großzügiger macht. Zum anderen folgern die ForscherInnen aber, dass die C-taktilen Fasern keine sehr große Rolle beim Midas-Effekt spielen. "Vermutlich sind hier andere Faktoren wichtig. Wenn man jemanden berührt, kommt man der Person sehr nahe, was wiederum eine gewisse Intimität schafft. Vermutlich interpretiert man das Verhalten der Person – bewusst oder unbewusst – als Ausdruck von Sympathie", so die Psychologin. Es könnte also diese Interpretation des Verhaltens sein, und nicht die Berührung selber, die uns großzügiger stimmt.

    Publikation in "Scientific Reports":
    "Slow touch targeting CT-fibres does not increase prosocial behaviour in economic laboratory tasks": Lisa Anna Rosenberger, Anbjørn Ree, Christoph Eisenegger & Uta Sailer. Scientific Reports,
    DOI: 10.1038/s41598-018-25601-7,
    https://www.nature.com/articles/s41598-018-25601-7.

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Lisa Rosenberger, MSc
    Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden
    Universität Wien
    1010 Wien, Liebiggasse 5
    T +43-1-4277-471 88
    M +43-681 81382990
    lisa.anna.rosenberger@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-602 77-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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