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Wissenschaft
Im tiefen Untergrund Nordbayerns ist es circa 10 Grad wärmer als üblich. Bislang ist jedoch weder die Ursache, noch der genaue geologische Aufbau der Anomalie bekannt. Um den Rätsel auf die Spur zu kommen, untersuchen Geologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mittels seismischen Analysen nun den Untergrund auf einer Fläche von rund 4.000 Quadratkilometern in den sechs Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Coburg, Kronach, Lichtenfels und Haßfurt.
Bereits zu Beginn der 70er-Jahre wurden in Mürsbach im Landkreis Bamberg bei der Suche nach einem Erdgasspeicher die ungewöhnlich hohen Temperaturen entdeckt. Während die normale Temperatur in 1.000 Meter Tiefe zwischen 40 und 45 Grad Celsius liegt, beträgt sie in Mürsbach in dieser Tiefe deutlich über 55 Grad Celsius. Aufgrund dieser Besonderheit wurde damals in den angrenzenden Landkreisen nach heißem Wasser gebohrt und es wurden die Thermalquellen in Bad Staffelstein und Bad Rodach gefunden.
Bis auf wenige Untersuchungen ist über den Untergrund in Nordbayern jedoch nach wie vor wenig bekannt. Das soll sich nun ändern. Der Lehrstuhl für Geologie am GeoZentrum Nordbayern an der FAU wird ab Herbst 2018 die Ursachen für die hohen Temperaturen mit einer speziellen Messtechnik genauer erforschen. Bereits im September 2017 hatte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie die Erlaubnis dazu gegeben. Die gewonnenen Daten liefern wichtige Informationen, ob eine Nutzung der Erdwärme in der Region grundsätzlich möglich ist.
Dank Vibroseismik zum zweidimensionalen Bild
Für die Messungen wird die sogenannte Vibroseismik eingesetzt, die speziell für Messungen in bebauten Gebieten entwickelt wurde. Bei diesem Verfahren bewegen sich Vibrationsfahrzeuge entlang abgesteckter Messlinien. Dabei senden sie leichte Schwingungen in den Untergrund, deren Schall über oberirdische Geophone aufgenommen wird. Aus diesen Geodaten erhalten die Geologen ein zweidimensionales Bild des Untergrundes.
Die Messungen beginnen im Herbst 2018 und werden rund vier Wochen dauern. Die Messlinien verlaufen über etwa 200 Kilometer in den sechs Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Coburg, Kronach, Lichtenfels und Haßberge. Ihr genauer Verlauf wird mit den Gemeinden abgestimmt, um Gegebenheiten wie beispielsweise Brücken, Denkmalschutz, unterirdische Leitungen und besondere Wasser- und Naturschutzgebiete zu berücksichtigen. Ausgeführt werden die seismischen Messungen von der Firma GeoService K. Bittner GmbH, die im Vorfeld mit den von den Messungen betroffenen Behörden, Grundstückseigentümern und Pächtern alle notwendigen Zugangs- und Wegenutzungsrechte klären wird.
Energieressource Geothermie stärken
Finanziert wird das Projekt „FAU Geotherm“ von der Geothermie-Allianz Bayern (GAB). Sie adressiert Fragen aus Forschung und Praxis im Bereich der Tiefengeothermie mit dem übergeordneten Ziel, den heimischen Energieträger Geothermie als erneuerbare Energieressource zu stärken. Am Forschungsverbund beteiligen sich neben dem GeoZentrum Nordbayern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), welche die Arbeiten zur seismischen Erkundung Nordbayerns durchführt, die Technische Universität München (TUM) und die Universität Bayreuth. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst fördert das Verbundforschungsvorhaben für eine Projektlaufzeit von vier Jahren. Weitere Informationen zur Geothermie-Allianz gibt es unter https://www.mse.tum.de/gab/.
Ansprechpartner für Medien:
Dr. Wolfgang Bauer
Tel.: 09131/85 - 23 443
projekt-seismik@fau.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Bauwesen / Architektur, Energie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
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