idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.09.2018 10:42

Europa im Alltag

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    Deutsch-österreichische Forschungsgruppe zu europäischen Vergesellschaftungsprozessen abgeschlossen.

    Oldenburg. Von wegen Europamüdigkeit: Gut die Hälfte aller EU-Bürgerinnen und Bürger fühlt sich mit einem anderen europäischen Land besonders verbunden – meist durch persönliche Erfahrungen wie Reisen, einen Studierendenaustausch oder Online-Freundschaften. Das ist ein Ergebnis der Forschungsgruppe „Europäische Vergesellschaftungsprozesse. Horizontale Europäisierung zwischen nationalstaatlicher und globaler Vergesellschaftung“, die offiziell am 30. September endet. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Gruppe forschte insgesamt sechs Jahre gemeinsam und wurde von dem Oldenburger Soziologen und Europaforscher Prof. Dr. Martin Heidenreich koordiniert.

    Zunehmende Verflechtungen

    Unter dem Schlagwort „Horizontale Europäisierung“ verstehen die Soziologen zum Beispiel organisatorische, wirtschaftliche, politische und soziokulturelle Verflechtungen über nationale Grenzen hinweg, aber auch veränderte individuelle Einstellungs- und Verhaltensmuster der Bürger Europas. Der europäische Integrationsprozess hat nach Erkenntnis der Gruppe die sozialen Beziehungen und die Lebenssituation vieler Menschen auf dem Kontinent tiefgreifend verändert. „Wir leben nicht mehr nur im nationalen Kontext, sondern lieben und reisen, studieren und arbeiten zunehmend grenzübergreifend“, berichtet Heidenreich.

    Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich die europäische Integration auf den Alltag der Menschen auswirkt. So beschäftigten sie sich unter anderem mit der Frage, wie Asylverwaltung heute in Europa organisiert ist oder ob es Hinweise für eine europäische Solidarität gibt. Im Oldenburger Teilprojekt „Europäisierung sozialer Ungleichheit“ zeigte sich, dass die sozialen Verhältnisse in Europa derzeit nach jahrzehntelanger Angleichung wieder auseinanderdriften.

    Das Armutsrisiko für Benachteiligte steigt

    Das Oldenburger Team verglich unter anderem Einkommensverhältnisse, Arbeitslosenzahlen und den Zugang zur Gesundheitsversorgung in verschiedenen Ländern. Dafür nutzten sie Daten aus einer europaweiten Statistik zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). „Wir beobachten gerade in der Eurozone eine doppelte Dualisierung: zwischen Zentrum und Peripherie auf der einen Seite und zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen wie etwa Höher- und geringer Qualifizierten, Einheimischen und Migranten, Jungen und Älteren, Alleinerziehenden und Kernfamilien auf der anderen Seite“, berichtet Dr. Jenny Preunkert, die zusammen mit Martin Heidenreich das Projekt leitet. Generell habe sich das Armutsrisiko vor allem für ohnehin schon benachteiligte Gruppen wie Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte erhöht.

    Ein zentrales Ergebnis des Gesamtprojektes: „Auch wenn der Nationalstaat nach wie vor wichtig ist, beobachten wir doch Europäisierungsprozesse in allen untersuchten Bereichen. So gibt es Anzeichen von europäischer Solidarität zwischen den Bürgern, aber auch transnationale Ungleichheitsmuster“, sagt Heidenreich. Der Soziologe ist Professor für Sozialstrukturanalyse und Leiter des Jean Monnet Centre for Europeanisation and Transnational Regulations. An der von ihm koordinierten Forschungsgruppe waren Fachkollegen aus Friedrichshafen, Berlin, Linz, Magdeburg und Siegen beteiligt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Jenny Preunkert, Tel.: 0441/798-2355, E-Mail: jenny.preunkert@uol.de


    Weitere Informationen:

    http://uol.de/r/Europa


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).