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Wissenschaft
Vertreter aus 70 Nationen beschließen auf der OIML-Tagung in Hamburg weitere Schritte zur weltweiten Harmonisierung des Messwesens.
Sie kamen aus Angola und Bosnien, aus Kanada und Vietnam – 170 Messexperten aus 70 Nationen trafen sich auf Einladung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) vom 9. bis 12. Oktober in Hamburg zur jährlichen Tagung der Internationalen Organisation für das gesetzliche Messwesen (OIML). Ihr Ziel war, über weitere Schritte zur Harmonisierung von Anforderungen und Prüfvorschriften für eine Reihe wichtiger Messgerätearten zu beraten, neue Projekte auf den Weg zu bringen, die Zusammenarbeit mit internationalen Partnerorganisationen, wie BIPM, IEC, ILAC, IAF und ISO, zu stärken sowie nicht zuletzt wichtige Personalentscheidungen zu treffen.
Was im ersten Moment bürokratisch klingt, ist tatsächlich für das tägliche Leben unverzichtbar: Eine funktionsfähige Qualitätsinfrastruktur mit verlässlicher Messtechnik bietet die Voraussetzung für einen freien, fairen und sicheren Handel, ein zuverlässiges Gesundheitswesen, den Schutz der Umwelt oder den Ausbau erneuerbarer Energien. Für ein exportorientiertes Land wie Deutschland ist es darüber hinaus von zentraler Bedeutung, dass deutsche Hersteller ihre messtechnischen Produkte nach dem Motto „Einmal geprüft – weltweit anerkannt“ international möglichst problemlos in Verkehr bringen können.
Zur diesjährigen Tagung eingeladen hatte Hon.-Prof. Dr. Roman Schwartz, Präsident des Internationalen Komitees für gesetzliches Messwesen (CIML) und Vizepräsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. „Hamburg war der ideale Ort für dieses Treffen.“ erklärt Schwartz. „Mit einem Besuch des Hamburger Eichamtes, mit anschaulicher Vorführung der Eichung von Taximetern, Zapfsäulen, Abgasmessgeräten und Lagertanks für Mineralöl im Hamburger Hafen und beim Flugzeughersteller Airbus konnten die Teilnehmer über die eigentliche Tagung hinaus auch einen lebendigen Eindruck von der wirtschaftlichen Bedeutung und dem Nutzen des Mess- und Eichwesens in Deutschland gewinnen.“
Deutschland ist Gründungsmitglied der 1955 ins Leben gerufenen OIML, die mittlerweile 62 Mitgliedsstaaten sowie 65 korrespondierende Mitglieder hat. Ihr oberstes Ziel ist es, die Vielzahl der nationalstaatlichen Rechtsvorschriften und messtechnischen Prüfungen von Messgeräten international zu harmonisieren. Betroffen sind eichpflichtige Geräte, von denen es allein in Deutschland rund 150 Millionen gibt. Dazu gehören beispielsweise Waagen und Zapfsäulen, Gas-, Wasser- und Elektrizitätszähler – insgesamt 150 eichpflichtige Messgerätearten. Die Arbeit der OIML hat viel mit Normung, Zertifizierung und vertrauensbildenden Maßnahmen zur gegenseitigen Anerkennung von Prüfergebnissen zu tun. So wurde zum 1. Januar 2018 das OIML-Zertifizierungssystem auf den Weg gebracht, das bis 2021 schrittweise mehr als 30 Messgerätearten abdecken soll. Der praktische Nutzen ist groß: einerseits verlässliche und vergleichbare Messungen in Wirtschaft, Handel, Gesellschaft, Umweltschutz und Medizin, andererseits ein einfacherer Marktzugang für Messgerätehersteller rund um den Globus.
Neben wichtigen Personalentscheidungen und der Unterzeichnung von MoU (Memoranda of Understanding) mit IEC und ILAC/IAF zur Stärkung der Zusammenarbeit mit wichtigen internationalen Partnerorganisationen wurden bei der diesjährigen OIML-Tagung auch wichtige neue Projekte auf den Weg gebracht. Dazu gehört eine Richtlinie über die Partikelzählung für Abgasmessgeräte, die eine Projektgruppe zeitnah erarbeiten soll. Andere, bereits bestehende Empfehlungen, werden erweitert, wie beispielsweise die Richtlinie für Tonometer, Geräte zur Messung des Augendrucks, in die zukünftig auch kontaktfreie, optische Geräte einbezogen werden sollen.
Daneben fördert die OIML Staaten, deren metrologische Infrastruktur sich noch im Aufbau befindet, um diese in das weltweite Netzwerk des gesetzlichen Messwesens einzubinden. Vor allem diese Staaten waren Zielgruppe eines Workshops zum Thema „Qualitätsinfrastruktur“, den die Weltbank-Gruppe am 8. Oktober gemeinsam mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt für die Teilnehmer der OIML-Tagung ausgerichtet hat. Im Rahmen dieses Workshops wurde ein neues „Toolkit“ vorgestellt, mit dem sich sowohl anhand von Fragenbögen die Qualität der messtechnischen Infrastruktur eines Landes einschätzen lässt, als auch weitere Entwicklungsschritte erarbeiten lassen. Der praktische Test dieses „QI Toolkits“ durch mehr als 100 Teilnehmer aus knapp 50 Staaten war ein voller Erfolg.
Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte OIML-Tagung wurde eröffnet und begleitet von Vertreterinnen und Vertretern des BMWi, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) sowie der Weltbank-Gruppe. Dank gebührt der Eichdirektion Nord und der Firma Airbus für die Führungen und eindrucksvollen Einblicke in das praktische Eich-, Mess- und Kalibrierwesen.
Ansprechpartner OIML allgemein:
Hon.-Prof. Dr. Roman Schwartz, Präsident des CIML und Vizepräsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Sekretariat: Haide Hormann, Tel.: (0531) 592 2001,
E-Mail: haide.hormann@ptb.de
Weitere Informationen zum QI Toolkit:
Susanne Wendt, Projektkoordinatorin, Physikalisch-Technische Bundesanstalt,
E-Mail: susanne.wendt@ptb.de
https://www.ptb.de/cms/presseaktuelles/journalisten/nachrichten-presseinformatio...
Die Teilnehmer der OIML-Tagung im Oktober 2018 stammten aus 70 Nationen.
Foto: PTB
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Während eines Workshops im Rahmen der OIML-Tagung erproben Teilnehmer ein "Toolkit" zur Einschätzung ...
Foto: PTB
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter
Energie, Gesellschaft, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Kooperationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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