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22.10.2003 12:07

TU Clausthal: Wurzeln nicht kappen

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Paläontologische Gesellschaft protestiert gegen drohende Schließung einer der renommiertesten geowissenschaftlichen Ausbildungsstätten Deutschlands / Geophysik, Geologie/Paläontologie und Bergbau gefährdet

    FRANKFURT / CLAUSTHAL-ZELLERFELD. Im Zuge von Sparmaßnahmen plant das Niedersächsische Wissenschaftsministerium die Schließung 'der schwächsten Fachbereiche' Geophysik, Geologie/Paläontologie und Bergbau. Damit wären die Wurzeln der als 'Bergakademie' gegründeten Hochschule gekappt.

    Prof. Wighart von Koenigswald (Bonn), Präsident der Paläontologischen Gesellschaft betrachtet diese Pläne mit Sorge: "Eine Verwirklichung dieser Planungen hätte weitreichende Folgen, die nicht allein die Universität Clausthal sondern die gesamte Bildungs- und Forschungslandschaft in Deutschland betreffen würden. Dies gilt insbesondere für das Fach Paläontologie, das derzeit gleich an mehreren Hochschulen akut von Einsparungen und Strukturänderungen bedroht wird oder ihnen bereits zum Opfer gefallen ist. Jeder weitere Einschnitt würde zu einer nachhaltigen Schädigung des gesamten Faches führen, das eine wesentliche Grundlage der geowissenschaftlichen Ausbildung und Forschung in Deutschland darstellt und eine wichtige Funktion als Brückenwissenschaft zwischen Geo- und Biowissenschaften hat."

    Prof. Carsten Brauckmann sieht einen unwiederbringlichen Verlust vor allem in der Lehre: "Die betont anwendungsorientierte Geologie-Ausbildung an der TU Clausthal führte zu großer Anerkennung ihrer Absolventen seitens der Industrie und anderer Einrichtungen wie Universitäten, Museen und anderen. Bisher ist sind 'Geowissenschaftler made in Clausthal' ein Qualitätsbegriff, der unseren Studierenden nach dem Abschluss ein Plus auf dem Arbeitsmarkt und damit einen leichteren Berufsanfang ermöglicht hat. Clausthaler Geologen, Geophysiker, Bergbauleute und Paläontologen haben weltweit in ihrem Beruf nicht nur Fuß gefasst, sondern sind auch z.T. international hochangesehene Führungskräfte geworden. Die Beachtung von Qualität statt Quantität in der Ausbildung schien bisher ein vernünftiger und erfolgreicher Weg zu sein. Absolventen, die sich anschließend umschulen lassen müssen oder gleich arbeitslos werden, sind gewiss nicht erstrebenswert und gehen auch im Normalfall nicht in die universitären Erfolgs-Statistiken ein. Die hiesige Einstellung des Studienganges Geologie sehe ich daher als großen Schaden für unser Fach, die Geowissenschaften insgesamt."

    Die Paläontologische Gesellschaft, so Vizepräsidentin Prof. Bettina Reichenbacher (München), appelliert daher an die Verantwortlichen im Ministerium, die Pläne noch einmal zu überdenken: "Auch für die erfolgreiche Etablierung des 2002 gegründeten Geoparks Harz wäre eine Stärkung der Geowissenschaften und der Paläontologie in Clausthal von großer Bedeutung. Vor dem Hintergrund, dass jährlich fast 9 Millionen Touristen in den Harz reisen, ist der Geopark ein äußerst effektives Instrument zur Attraktivitätssteigerung der Region, an dem die Kolleginnen und Kollegen der Geologie-Paläontologie in Clausthal sehr aktiv beteiligt sind. Auch das Geo-Museum der TU Clausthal gehört mit seinen umfangreichen Sammlungen Mineralien, Gesteins- und Fossiliensammlungen zu den besonderen Geo-Attraktionen in der Region und zieht viele Besucher an." Es könne nicht im Interesse des Landes Niedersachsen liegen, diese fruchtbare Verknüpfung von Wissenschafts- und Wirtschaftsinteressen aufzukündigen.

    Die Paläontologische Gesellschaft sei selbstverständlich bereit, mit den Kollegen vor Ort ihren Sachverstand in die Diskussion möglicher Umstrukturierungspläne einzubringen. Denn, so Reichenbacher, man verschließe sich keineswegs der Erkenntnis, dass möglicherweise Opfer zu bringen seien.

    Die heutige Technische Universität Clausthal hat eine über zweihundertjährige Geschichte, die eng mit dem seit Jahrhunderten im Oberharz betriebenen Erzbergbau verknüpft ist. Bereits im 18. Jahrhundert wurde eine qualifizierte Ausbildung der Berg- und Hüttenleute gefordert. Auf Veranlassung des Berghauptmanns Claus Friedrich von Reden, des Generalsuperintendenten Friderici und des Rektors Rettberg wurde 1775 die Clausthaler Lehreinrichtung ins Leben gerufen, 1810 als Bergschule institutionalisiert und schließlich 1864 unter dem Direktor Friedrich Adolph Roemer (1809 bis 1869) in den Rang der Bergakademie erhoben. Ihre Studierenden stammten bereits damals zur Hälfte aus dem Ausland!

    Die Paläontologische Gesellschaft wurde im Jahr 1912 gegründet und repräsentiert mit 1.000 Mitgliedern die deutschsprachigen Paläontologen, deren Interessen sie gegenüber der Öffentlichkeit, Medien und Politik sie vertritt. Die Gesellschaft gibt die 'Paläontologische Zeitschrift', ein international renommiertes Publikationsmedium heraus.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Carsten Brauckmann
    Institut für Geologie und Paläontologie
    -Abteilung für Paläontologie-
    TU Clausthal
    Leibnizstr. 10 o 38678 Clausthal-Zellerfeld
    E-Mail: brauckmann@geologie.tu-clausthal.de

    Paläontologische Gesellschaft
    Der Präsident
    Prof. Dr. Wighart von Koenigswald
    Nußallee 8 o 53115 Bonn
    Tel.: +49 (228) 73 3104
    Fax: +49 (228) 73 3509
    E-Mail: koenigswald@uni-bonn.de

    Paläontologische Gesellschaft
    Vize-Präsidentin
    Prof. Dr. Bettina Reichenbacher
    Richard-Wagner-Straße 10 o 80333 München
    Tel: 089-2180-6603
    Fax: 089-2180-6601
    E-Mail: b.reichenbacher@lrz.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.palaeo.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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