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Menschen, die der Corona-Berichterstattung bewusst aus dem Weg gehen, halten sich weniger an die Vorsorgemaßnahmen und die staatlichen Vorschriften zur Bekämpfung der Pandemie. Das ist das Ergebnis einer neuen Umfrage von Mannheimer Psychologinnen und Psychologen unter der Leitung von Prof. Dr. Georg W. Alpers, die in der renommierten Zeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht wurde.
Selten dominiert ein Thema die Nachrichten so stark wie Corona: Der Anteil der Corona-News in den Hauptnachrichten von ARD und ZDF bewegte sich im März und April zwischen 60 und 75 Prozent, so das Institut für Medienforschung in Köln. Wie gehen Menschen jedoch mit der massiven Informationsflut um und wie wirkt sich das auf ihr Verhalten aus? Fühlen sie sich zunehmend gestresst und wenn ja, ist der Stress eher produktiv oder hat er negative Folgen? Diesen Fragen ging ein Team von Psychologinnen und Psychologen der Universität Mannheim unter der Leitung von Prof. Dr. Georg W. Alpers nach.
Die Forschenden haben herausgefunden, dass der Stress bedingt durch die Corona-Nachrichtenflut das Einhalten der Schutzmaßnahmen allgemein erhöht. Allerdings, wenn Menschen die belastenden Informationen über Corona vermeiden und das Thema bewusst ausblenden, halten sie sich weniger an die staatlichen Maßnahmen. „Diejenigen, die bei Corona-Nachrichten den Fernseher ausschalten, oder die Zeitung umblättern, missachten häufiger die verordneten Regeln“, resümiert Katharina Siebenhaar, die die Studie durchgeführt hat. Dies hat jedoch negative Folgen nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene: „Wenn ich Informationen vermeide, weil sie mich belasten, dann ist das für mich als Individuum vielleicht kurzfristig entlastend. Doch auf langer Sicht erhöht man dadurch das persönliche Risiko, sich anzustecken – und gefährdet damit auch die Gesellschaft“, so die Psychologin.
„Vermeidungsstrategien sind immer problematisch“, ergänzt Prof. Alpers. Aus vielen anderen Bereichen sei das Phänomen bekannt: Geht man Situationen, die einen belasten oder die Angst auslösen, aus dem Weg, dann werden die Ängste dadurch meist noch gesteigert. „Neu ist die Erkenntnis, dass Informationsvermeidung sich ähnlich negativ auswirken kann“, so Alpers.
Interessant sei darüber hinaus, dass das Verhalten der Menschen mit ihrem Vertrauen in die Medien zusammenhängt, wie die Studie verdeutlicht: Je höher das Vertrauen der Befragten in Zeitungen und Fernsehsender und je sicherer ihr Umgang mit den Medien, desto schwächer ausgeprägt war ihre Neigung, sich den Informationen zu entziehen. Das Ergebnis verdeutlicht, wie wichtig die Förderung der Medienkompetenz ist, damit die Menschen zuverlässige Informationen erkennen können und unterscheiden können, welchen Medien sie trauen können.
An der Studie waren mehr als eintausend Befragte beteiligt. Sie wurde von Ende März bis Ende April durchgeführt – in der Hochphase der ersten Pandemie-Welle. Die Ergebnisse der Umfrage wurden in der Zeitschrift Frontiers in Psychology Anfang Oktober veröffentlicht.
Prof. Dr. Georg W. Alpers
Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie und Psychotherapie
Universität Mannheim
E-Mail: alpers@uni-mannheim.de
Yvonne Kaul
Forschungskommunikation
Universität Mannheim
Tel.: +49 174 3146512
E-Mail: kaul@uni-mannheim.de
https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.567905
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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