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Wissenschaft
Musik als Mittel zur Bildung von Gruppenzugehörigkeit
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Tecumseh Fitch, Professor für Kognitionsbiologie an der Universität Wien, zeigt, wie Musik ein universelles Werkzeug für soziale Bindungen darstellt. Die zugehörige Publikation ist in der Fachzeitschrift Behavioral and Brain Sciences erschienen.
Die Kraft der Musik hat sich während der COVID-19-Pandemie deutlich gezeigt: Rund um den Globus war Musik ein Mittel des Ausdrucks von sozialem Zusammenhalt und Gruppenzugehörigkeit. Doch warum hat Musik die Kraft, Menschen zusammenzubringen? Wie und weshalb hat sich die Fähigkeit, Musik zu schaffen und zu genießen, in unserer Spezies entwickelt?
In der führenden Fachzeitschrift Behavioral and Brain Sciences ist nun eine Reihe von 62 Artikeln erschienen, in denen Wissenschafter*innen aus aller Welt diese Fragen erforschen und erörtern. Den Anfang macht dabei der Artikel eines international besetzten Teams, an dem Tecumseh Fitch, Professor für Kognitionsbiologie an der Universität Wien, als leitender Autor mitwirkte. Zu den Co-Autor*innen zählen Forscher*innen aus den Bereichen Neurowissenschaft, Psychologie, Ethnomusikologie und Paläoanthropologie aus Japan, Großbritannien und den USA.
"Unser Forschungsansatz geht von der Idee aus, dass die Musik unseren Vorfahren ein mächtiges Werkzeug an die Hand gab, um dauerhafte soziale Bindungen zu knüpfen", erläutert Fitch. Obwohl die Hypothese der "sozialen Bindung" nicht völlig neu ist, waren frühere Entwürfe unvollständig entwickelt und wurden vom aktuellen wissenschaftlichen Konsens meist abgelehnt. "Wir versuchen, die intuitive Idee zu retten, dass das gemeinsame Musizieren – wie es die Menschen wahrscheinlich seit etwa einer Million Jahren tun – neuronale Schaltkreise aktiviert, die positive Gefühle der Nähe und des Vertrauens zu anderen erzeugen. Als sich der Mensch weiterentwickelte und immer stärker davon abhängig wurde, dass Gruppen gut zusammenarbeiten, war die Musik eine entscheidende Schlüsselinnovation. Sie verhalf unserer Spezies zu den nötigen komplexen und positiven Gruppeninteraktionen."
Ein zweiter Artikel, verfasst von Samuel Mehr von der Harvard University, spricht sich jedoch gegen soziale Bindungen als allgemeine Erklärung für die Wirkung der Musik aus. Er geht stattdessen davon aus, dass sich die adaptiven Vorteile der Musik spezifisch für bestimmte Kontexte entwickelten, etwa für die Kinderbetreuung. Den zwei Hauptartikeln folgen 60 kürzere Kommentare von Wissenschaftler*innen aus aller Welt, die sich mit Lob, Kritik und Erweiterungen auf die beiden konträren Modelle beziehen.
Insgesamt stellt die Ausgabe einen Meilenstein in der wissenschaftlichen Erforschung der menschlichen Evolution dar. Schließlich – so die Meinung von Tecumseh Fitch und seinem Team – war die Entwicklung der Musik ein entscheidender Schritt auf unserem Weg von affenähnlichen Vorfahren zu den großen, komplexen Gesellschaften, in denen wir heute leben.
Univ.-Prof. W. Tecumseh Fitch
Department für Kognitionsbiologie
Universität Wien
1090 - Vienna, Althanstraße 14
+43-1-4277-761 11
tecumseh.fitch@univie.ac.at
Publikation in Behavioral and Brain Sciences:
Music as a coevolved system for social bonding: Patrick E. Savage, Psyche Loui, Bronwyn Tarr, Adena Schachner, Luke Glowacki, Steven Mithen, W. Tecumseh Fitch
DOI: 10.1017/S0140525X20000333
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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