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15.11.2021 12:27

Östlichstes Aquädukt der Römer in Armenien entdeckt

Kathrin Nolte Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

    Archäologen der WWU und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien haben bei Ausgrabungen in der Königsstadt Artashat-Artaxata des antiken Armeniens Überreste eines römischen Bogenaquädukts entdeckt. Dabei handelt es sich um den östlichsten Bogenaquädukt des Römischen Reiches. Die Auswertung der Funde ist in der Fachzeitschrift „Archäologischer Anzeiger” erschienen.

    Archäologinnen und Archäologen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien haben bei Ausgrabungen in der hellenistischen Königsstadt Artashat-Artaxata des antiken Armeniens Überreste eines römischen Bogenaquädukts entdeckt. Dabei handelt es sich um den östlichsten Bogenaquädukt des Römischen Reiches. Die Grabung fand bereits 2019 statt, eine Auswertung der Funde ist jetzt in der Fachzeitschrift „Archäologischer Anzeiger” erschienen.
    „Die monumentalen Fundamente sind Zeugnisse einer unvollendeten Aquäduktbrücke, die zwischen 114 und 117 n. Chr. von der römischen Armee gebaut wurde”, erläutert Autor Prof. Dr. Achim Lichtenberger vom Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie der WWU. „Damals sollte Artaxata die Hauptstadt einer römischen Provinz in Armenien werden.“ Das Römische Reich erreichte in dieser Zeit seine größte Ausdehnung – wenn auch nur für kurze Dauer. Denn unter Trajan, der von 98 bis 117 n. Chr. römischer Kaiser war, bemühten sich die Römer, Armenien als Provinz in das Römische Reich einzugliedern. „Der geplante und teilweise ausgeführte Aquäduktbau in Artaxata bezeugt, wie viel Aufwand in kürzester Zeit betrieben wurde, um die Hauptstadt der Provinz infrastrukturell ins Reich einzubinden“, betont Mitautor Torben Schreiber vom Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie der WWU. „Der Aquädukt blieb unfertig, da nach dem Tod Trajans 117 n. Chr. dessen Nachfolger Hadrian die Provinz Armenia noch vor der Fertigstellung des Aquädukts aufgab.“ Die Wissenschaftler werten ihren Fund daher als einen Beleg für den gescheiterten römischen Imperialismus in Armenien.
    Methoden
    Bei der Grabungskampagne hat das Team eine multidisziplinäre Kombination von Methoden aus der Archäologie, Geophysik, Geochemie und Archäoinformatik angewandt. Das Gebiet der hellenistischen Metropole Artaxata in der Ararat-Ebene wurde zunächst geomagnetisch untersucht. Bei diesem Arbeitsschritt vermessen und kartieren die Experten entsprechende Anomalien. Im Geomagnetikbild kam eine auffällig punktierte Linie zum Vorschein, die sie mit sogenannten Sondagen analysierten. Die Ergebnisse dokumentierten die Archäologen dreidimensional. Ergänzende Bohrungen konnten weitere unfertige oder zerstörte Pfeiler des Aquädukts nachweisen. „Mithilfe von Satellitenbildern und Infrarotaufnahmen einer Drohne haben wir den Verlauf der Aquäduktpfeiler sichtbar gemacht“, schildert Mitautor Dr. Mkrtich Zardaryan vom Institut für Archäologie und Ethnographie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien. „Den geplanten Aquäduktverlauf rekonstruierten wir durch eine computergestützte Pfadanalyse zwischen den möglichen Quellen und dem Bestimmungsort des Wassers.“ Eine naturwissenschaftliche Analyse des verwendeten Kalkmörtels ergab, dass es sich um eine typisch römische Rezeptur handelt. Die Analyse der Erdproben datiert den Aquäduktbau zwischen 60 und 460 n. Chr., was nach Meinung der Forscher eine Datierung in die Zeit Kaiser Trajans am wahrscheinlichsten erscheinen lässt.
    Projekt „Artaxata in Armenien – Feldforschungen in einer hellenistischen Metropole in der Ararat-Ebene“
    Seit 2018 erforscht ein Team von deutschen und armenischen Wissenschaftlern unter der Leitung von Achim Lichtenberger (WWU), Mkrtich Zardaryan (Armenische Akademie der Wissenschaften) und Torben Schreiber (WWU) die hellenistische Metropole Artaxata in der Ararat-Ebene in Armenien. Ziel ist es, eine neugegründete hellenistische Königsstadt zu untersuchen und das vielschichtige kulturelle Gepräge zwischen Zentralasien, Iran und dem Mittelmeerraum zu untersuchen.
    Förderung
    Das Grabungsprojekt wird von der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Achim Lichtenberger
    Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie /
    Archäologisches Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
    Domplatz 20 - 22
    48143 Münster
    Telefon:+ 49 (0) 251 / 83 - 24545
    Fax:+ 49 (0) 251 / 83 - 25422
    E-Mail: lichtenb@uni-muenster.de


    Originalpublikation:

    A. Lichtenberger – M. Zardaryan – T. Schreiber, Failed Roman Imperialism. An Unfinished Roman Aqueduct at Artaxata in Armenia, AA 2021/1, § 1–81, https://doi.org/10.34780/8f82-fyw2.


    Weitere Informationen:

    https://doi.org/10.34780/8f82-fyw2 Originalpublikation in „Archäologischer Anzeiger”
    https://www.uni-muenster.de/Archaeologie/personen/lichtenberger/index.html Prof. Dr. Achim Lichtenberger an der WWU
    https://www.uni-muenster.de/Archaeologie/personen/schreiber_klass._.html Torben Schreiber an der WWU


    Bilder

    Der Grabungsschnitt zeigt einen Pfeiler des unfertigen Aquädukts.
    Der Grabungsschnitt zeigt einen Pfeiler des unfertigen Aquädukts.
    Artaxata-Projekt
    Artaxata-Projekt

    Im Hintergrund der Grabungsfläche befindet sich der Hügel Artaxatas mit dem Kloster Khor Virap vor dem Berg Ararat.
    Im Hintergrund der Grabungsfläche befindet sich der Hügel Artaxatas mit dem Kloster Khor Virap vor d ...
    Artaxata-Projekt
    Artaxata-Projekt


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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