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Universität Leipzig bereitet die kunsthistorische Erschließung und Restaurierung der Epitaphien, Grabplatten und Gemälde aus der 1968 gesprengten Paulinerkirche vor.
Über das Wochenende hat die Kustodie den Umzug der aus der Paulinerkirche geretteten Kunstwerke aus dem Leipziger Kirchendepot in ein von der Universität angemietetes Lager in der Hainstraße vollzogen. In Kisten verpackt oder auf Paletten wurde die kostbare Fracht von Epitaphien aus Stein oder Holz, Gemälden und Grabplatten aus Eisen oder Bronze, oftmals nur noch in Teilen vorhanden, umgebettet, um dann später im neuen Universitätskomplex am Augustusplatz ihren endgültigen Platz zu finden.
Kustos Dr. Hiller von Gaertringen ist dankbar und erleichtert zugleich: dankbar der Landeskirche, dass sie über Jahrzehnte hinweg den für die Identität der Universität unverzichtbaren Kunstschatz gehütet hat; erleichtert, dass nunmehr stets ein schneller Zugang zu den Hunderten von Objekten möglich ist und damit die dringend erforderliche Restaurierung vorbereitet werden kann. Neben der unerlässlichen Kostenkalkulation dafür steht auch noch die systematische kunsthistorische Erschließung bevor. Ein Schritt hierzu ist die Doktorarbeit der Kunstgeschichtsstudentin Doreen Zerbe, die über die Epitaphien der Cranach-Zeit, eingeschlossen die Biographien der Bestatteten und die Entschlüsselung der Grabinschriften, promovieren wird. Des weiteren wird es mit dem Professor für Kunstgeschichte Frank Zöllner für Studierende ein Seminar über die Epitaphien geben.
Zum Stellenwert dieser Kunstwerke sagt Dr. Rudolf Hiller: "Die bauliche Neugestaltung eröffnet der Universität die Möglichkeit, sich wieder eine geistig-geistliche Mitte zu geben. Dabei kommt den aus der Kirche geborgenen historischen Kunstwerken eine zentrale Rolle zu. Einfach deshalb, weil sie die geschichtliche Dimension dieser Universität anschaulich machen können." Da die Universität über keine alten Gebäude mehr verfügt, haben die meisten Kunstwerke, speziell des Mittelalters und der Renaissance, aber auch des Barock, ihren Ort verloren und driften "herrenlos" herum. Deshalb ist der Alma Mater die Aufgabe gestellt, wieder Sinn zu stiften und alte Zusammenhänge durch eine entsprechende Anbringung am neuen Ort neu herzustellen. Dass damit auch manches Problem verbunden sein kann, ergibt sich schon durch die Eigenhöhe der großen Epitaphien von fünf Metern und der erforderlichen Anbringungshöhe von drei Metern über dem Boden, was insgesamt eine Raumhöhe von etwa zehn Metern verlangt. Werke aus Holz und Leinwand wiederum erfordern eine relativ konstante Luftfeuchtigkeit und Temperatur, was bei einer Hängung in der Aula, die sich binnen kurzem mit 500 Personen füllen oder leeren mag, problematisch erscheint. Nach Auffassung des Kustos sollte man auch genau überlegen, wo man einen fragmentarischen Zustand ergänzt, fehlende Teile wieder anbringt und wo nicht. "Der heutige Zustand ist eben Teil der Geschichtlichkeit dieser Objekte, ist Folge der Bergungsumstände oder auch der jahrzehntelangen Lagerung. Meiner Meinung nach kann man auch auf diesem Gebiet nicht so tun, als wäre im Jahre 1968 nichts geschehen."
Weitere Informationen:
Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen
Telefon: 0341 97-30171
E-Mail: rudolf.hiller@uni-leipzig.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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