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28.04.2004 08:58

Frühling treibt Tränen in die Augen

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Alle Jahre wieder: Die Augen jucken und tränen, die Nase läuft und das eine oder andere laute "Hatschiii" lässt die Umgebung zusammenzucken. Es ist wieder Heuschnupfenzeit. Nach Erle und Haselnuss, die bereits seit Ende Januar ihre Pollen verteilen, bereiten jetzt auch Birke und Pappel vielen Baumpollenallergikern Probleme. Im Mai geht es dann mit den Gräsern weiter, die bis Anfang August blühen und vielen Heuschnupfengeplagten den Aufenthalt im Freien vergällen.

    Je nach Art der Zählung sind in Deutschland laut Statistik bis zu 24 Prozent aller Erwachsenen von dem Leiden betroffen. Und es werden ständig mehr. Doch wegen Heuschnupfens gleich zum Arzt gehen? Da wird gleich wieder die Praxisgebühr von zehn Euro fällig, und die meisten Sprays, Augen- und Nasentropfen sowie Heuschnupfenmittel in Tablettenform sind nicht verschreibungspflichtig. Die Kosten werden gemäß Gesundheitsreformgesetz von den Kassen nicht mehr übernommen. Da kann man ja gleich in die Apotheke gehen und sich die Mittelchen kaufen!

    ,,Ganz falsch!", meint Privatdozent Dr. Randolf Brehler, Oberarzt und Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin der Hautklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM). Er sieht mit den neuen Regelungen eine fatale Entwicklung auf sich und seine Kollegen zurollen. "Ohnehin war im Bereich der Pollenallergien eine Tendenz zu mangelnder Diagnostik und Therapie festzustellen. Diese wird durch das Gesundheitsreformgesetz noch verstärkt", so Dr. Brehler.

    Er befürchtet, dass viele Selbstbehandler sich nicht für "Antihistaminika" der neuesten Generation und damit die besten Mittel entscheiden, sondern aus Sparsamkeit auf ältere und billigere Präparate zurückgreifen. Davon abgesehen, sei von der Selbstmedikation überhaupt abzuraten. "Allergien sind keineswegs Bagatellerkrankungen. Die Behandlung gehört in jedem Fall in die Hände eines Facharztes", betont der Allergologe. "Statt von Heuschnupfen sprechen Fachleute lieber von allergischer Entzündung, an der als ein Faktor von mehreren das Histamin beteiligt ist." Fragebögen haben an den Tag gebracht, dass sich viele Patienten zusätzlich müde und abgeschlagen fühlten, in ihrer Lebensqualität also deutlich beeinträchtigt seien.

    Zwar kann eine Allergie in jedem Lebensalter auch spontan auftreten, doch der typische und mittlerweile häufigere Fall ist nach Angaben Dr. Brehlers der, dass die "Karriere" eines Allergikers bereits in der Kindheit mit bestimmten Nahrungsmittelallergien und Neurodermitis beginnt. Im weiteren Verlauf entwickeln viele Neurodermitiker dann Heuschnupfensymptome und später unter Umständen allergisches Asthma, das bei bis zu vier Prozent aller Erwachsenen auftritt.

    "Durch eine exakte Diagnostik und eine adäquate Therapie kann jedoch jedem geholfen werden", betont der Experte. Die beste Therapieform stellt nach seinen Angaben nach wie vor die Hyposensibilisierung dar, bei der die Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg die Allergie-auslösenden Stoffe in anfangs geringer, dann stetig steigender Dosis verabreicht bekommen und sich das Immunsystem auf diese Weise allmählich an diese gewöhnt. Er empfiehlt insbesondere Patienten mit ausgeprägten Beschwerden und erst recht denjenigen mit beginnendem Asthma eine ganzjährige Therapie, bei der die Allergen-Extrakte unter die Haut gespritzt werden. "Die Qualität dieser Extrakte konnte in den vergangenen Jahren deutlich verbessert werden", so der Allergologe. "Es wurde erforscht, welche Proteine bei einem bestimmten Pollentyp es genau sind, die die allergischen Reaktionen auslösen. Diese können heute gentechnisch exakt nachgebaut werden."

    Solche Präparate, die sich durch höchste Reinheit und eine exakt gleich bleibende Qualität auszeichnen, werden jetzt in der Hautklinik des Universitätsklinikums im Rahmen einer deutschlandweiten Studie zur Hyposensibilisierung bei Graspollenallergie eingesetzt. Betroffene, die teilnehmen möchten, können sich noch bis Ende April unter der Rufnummer (0251) 83-56506 in der Hautklinik melden.


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenster.de/ful/0231.php


    Bilder

    Prick-Test in der Hautklinik der Uni Münster
    Prick-Test in der Hautklinik der Uni Münster

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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