idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.06.2004 17:50

Jürgen Habermas wird 75

Dr. Monika Mölders Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Kurz vor dem Geburtstag des Sozialphilosophen: Auszeichnung mit Kyoto-Preis

    Der Kyoto-Preis, neben dem Nobelpreis die weltweit höchste mit 50 Millionen Yen (400.000 Euro) dotierte Auszeichnung für Verdienste um die Wissenschaft, wurde dem Sozialphilosophen Prof. Dr. Jürgen Habermas, nur wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag am Freitag (18. Juni) zuerkannt. Bis zu seiner Emeritierung vor zehn Jahren forschte und lehrte Habermas an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, der er sich immer noch verbunden fühlt. Der in Starnberg lebende Wissenschaftler, der 2001 auch mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wurde, ist einer der einflussreichsten Philosophen und gesellschaftspolitischen Vordenker sowie der bekannteste zeitgenössische Vertreter der Kritischen Theorie.

    In seinem Glückwunschschreiben würdigt Präsident der Universität Frankfurt, Prof. Dr. Rudolf Steinberg, die Verdienste des Philosophen für die Universität Frankfurt: "Mehr als ein Jahrzehnt haben Sie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität als Hochschullehrer und prominenter Vertreter der Kritischen Theorie gewirkt. In Ihrem Werk knüpfen Sie an die große philosophische und sozialwissenschaftliche Tradition der Universität Frankfurt an und entwickeln sie in entscheidender Weise weiter."

    Die häufig auch als "Frankfurter Schule" apostrophierte Tradition gesellschaftskritischen Denkens wurde von den 1920er bis in die 1960er Jahre entscheidend von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, den Autoren der "Dialektik der Aufklärung" sowie von Herbert Marcuse ("Der eindimensionale Mensch") verkörpert. Die gegenwärtige Gestalt der Kritischen Theorie hat kein zweiter Philosoph so entschieden geprägt, wie Habermas. Sein Werk ist politische Theorie und Moralphilosophie zugleich; es ist getragen von der Suche nach den normativen Grundlagen einer kritischen Theorie und einer vernünftigen Moral, die sich auch unter den Bedingungen der modernen Welt als tragfähig erweist. Habermas geht von der Annahme aus, dass in modernen, weltanschaulich pluralen Gesellschaften die verbindliche Grundlage einer von allen geteilten Moral nicht mehr in religiösen Überzeugungssystemen gefunden werden kann. Die Begründung von Recht und Moral kann allein in den Verfahrensregeln argumentativer Rede verankert werden.

    Habermas, der an den Universitäten Göttingen, Zürich und Bonn Philosophie, Geschichte, Psychologie, Deutsche Literatur und Ökonomie studierte, kam nach seiner Promotion und einer kurzen Phase als freier Journalist 1956 an das Institut für Sozialforschung nach Frankfurt. Nach Konflikten mit Horkheimer verließ Habermas 1959 das Institut, wo er u.a. an einer Studie zum politischen Bewusstsein Frankfurter Studenten ("Student und Politik") gearbeitet hatte, und reichte seine berühmt gewordene Habilitationsschrift zum "Strukturwandel der Öffentlichkeit" bei Wolfgang Abendroth in Marburg ein. Noch vor Abschluss des Habilitationsverfahrens holte Hans-Georg Gadamer den jungen Philosophen 1961 nach Heidelberg. 1964 folgte Habermas dann dem Ruf als Nachfolger Horkheimers nach Frankfurt. In den 1960er Jahren war er ein wichtiger Diskussionspartner der sich formierenden Studentenbewegung, deren überschießenden Aktionismus und Voluntarismus er in der Folgezeit allerdings deutlich kritisierte. 1971 verließ Habermas die Universität Frankfurt, blieb aber Honorarprofessor in Frankfurt, und wurde in Starnberg zusammen mit Carl Friedrich von Weizsäcker Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der wissenschaftlich-technischen Welt. 1973 erhielt Habermas den Hegel-Preis. Es folgten der Sigmund-Freud- und der Adorno-Preis. 1981 erschien sein Standardwerk "Theorie des kommunikativen Handelns". Ein Jahr später kehrte Habermas an die Goethe-Universität zurück.

    1985 wurde der Philosoph mit dem Geschwister-Scholl-Preis und der Wilhelm-Leuschner-Medaille ausgezeichnet, ein Jahr später erhielt er den angesehensten deutschen Wissenschaftspreis, den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1995 den Karl-Jaspers-Preis. Gemeinsam mit Siegfried Unseld und Marcel Reich-Ranicki wurde Habermas 1999 mit dem Hessischen Kulturpreis ausgezeichnet, im selben Jahr erhielt er den Theodor-Heuss-Preis und 2001 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).