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20.07.2023 11:43

Wie gut repräsentiert Transkription gesprochene Sprache?

Gabriele Meseg-Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt eine Million Euro über fünf Jahre zur Untersuchung der Relevanz von Eigenschaften gesprochener Sprache für die grammatische Analyse

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat Professor Nikolaus P. Himmelmann, Allgemeine Sprachwissenschaft, ein Reinhart Koselleck-Projekt bewilligt. Unter dem Titel „Taking Spoken Language Seriously / Gesprochene Sprache ernst nehmen“ befasst sich das Projekt über einen Zeitraum von fünf Jahren mit der Frage der Relevanz von Eigenschaften gesprochener Sprache für die grammatische Analyse. Die Fördersumme beträgt eine Million Euro. Reinhart Koselleck-Projekte werden ausschließlich an Forschende vergeben, deren Lebenslauf sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen auszeichnet. Gefördert wird besonders innovative und im positiven Sinne risikobehaftete Forschung.
    Gesprochene Sprache ist flüchtig. Jede Silbe dauert nur ein paar Millisekunden. Gesprochene Sprache ist deswegen nicht direkt für eine weitere Analyse zugänglich. Daher ist es in den Sprachwissenschaften üblich, sie zu transkribieren und weitere Analysen auf der Grundlage des Transkripts durchzuführen. Transkription ist zwar unvermeidlich, aber es ist auch klar, dass ein Transkript das gesprochene Signal nicht in seinem ganzen Reichtum repräsentieren kann. Dennoch gehen die theoretischen und vergleichenden Arbeiten in der Linguistik von der zumeist impliziten Annahme aus, dass die Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache in den Analysen ignoriert werden können. Eine wichtige Folge dieser Annahme ist die Tatsache, dass linguistische Analysen und Theorien, die Daten aus Sprachen ohne Schrifttradition – das ist die große Mehrheit der Sprachen der Welt - oft ausschließlich auf schriftlichen Transkriptionen gesprochener Sprache beruht. Das neu bewilligte Projekt "Gesprochene Sprache ernst nehmen" fragt, ob diese Praxis und die ihr zugrunde liegenden Annahmen berechtigt sind. Um diese Frage zu beantworten, müssen zwei miteinander verknüpfte Themen näher untersucht werden.
    Erstens soll untersucht werden, was genau bei der Transkription geschieht. Welche Entscheidungen müssen Muttersprachler und Forscher treffen, wenn sie die gesprochene Sprache schriftlich wiedergeben? Zweitens werden die Forscher*innen der Frage nachgehen, wann die Tatsache, dass Daten aus ungeschriebenen Sprachen im Wesentlichen Daten aus gesprochenen Sprachen sind, für die grammatikalische Analyse bedeutsam ist. Ist es möglich, Phänomene, bei denen typische Merkmale der gesprochenen Sprache für grammatikalische Analysen relevant sind, systematisch abzugrenzen von Phänomenen, bei denen Merkmale der gesprochenen Sprache sicher ignoriert werden können? Wie von den Gutachtern angemerkt, hat das Projekt das Potenzial, die Grundlagen der Disziplin zu transformieren.
    Inhaltlicher Kontakt:
    Prof. Dr. Nikolaus P. Himmelmann
    Allgemeine Sprachwissenschaft
    Institut für Linguistik
    +49 221 470 2323
    sprachwissenschaft@uni-koeln.de

    Presse und Kommunikation:
    Robert Hahn
    +49 221 470 2396
    r.hahn@verw.uni-koeln.de

    Verantwortlich: Dr. Elisabeth Hoffmann – e.hoffmann@verw.uni-koeln.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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