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Wissenschaft
upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 357/97 - 24. September 1997
Seuchenbekaempfung im Mittelalter Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) foerdert Projekt muensterscher Medizinhistoriker
Die Haeufigkeit von Seuchen wie der Pest war im Mittelalter moeglicherweise weit ausgepraegter als bisher angenommen. Vor allem auf regionaler Ebene gab es zwischen den einzelnen Staedten intensive Zusammenarbeit bei der Seuchenbekaempfung. Zu diesem Thema gab es bisher aber meist nur pauschalisierende Darstellungen, differenzierte synthetische Untersuchungen fehlten. Diese Luecke soll ein Projekt der beiden muensterschen Wissenschaftler Prof. Dr. Richard Toellner und Dr. Kay Peter Jankrift schliessen, das unter dem Thema "Formen, Strukturen und Entwicklungen mittelalterlicher Seuchenbekaempfung in regionalen Kontexten" von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefoerdert wird.
Vor allem aus sozial- und medizinhistorischem Interesse an der Darstellung der Seuchenbekaempfung hat die DFG die Foerderung dieses Projekts uebernommen, das von einem stark interdisziplinaeren Charakter gepraegt wird. Neben dem Institut fuer Theorie und Geschichte der Medizin sind das Institut fuer vergleichende Staedtegeschichte sowie die Abteilung fuer Westfaelische Landesgeschichte der Universitaet Muenster an der Untersuchung beteiligt. Ziel der Forschungen soll es sein, differenziert darzustellen, wie im Mittelalter Seuchenbekaempfung in regionalen Kontexten stattfand.
Um zu fundierten Ergebnissen zu kommen, sichten die beiden Wissenschaftler weitestgehend bisher noch nicht erfasste Quellen und arbeiten eng mit Archaeologen zusammen. Auf diese Weise erhalten sie ein differenziertes Bild gesellschaftspolitischer Reaktionen auf das Auftreten von Seuchen im Mittelalter. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Untersuchung spezifischer Institutionsbildungen und -entwicklungen in regionalen Zusammenhaengen. In ihrer Studie konzentrieren sich Toellner und Jankrift auf das Gebiet, das in etwa dem heutigen Nordrhein- Westfalen entspricht, besonders aber in einem ersten Schritt auf die exemplarische Untersuchung der Staedte Soest, Muenster, Dortmund, Minden und Paderborn. . Nach den ersten Monaten intensiver Arbeit konnten viele neue und einige ueberraschende Ergebnisse gewonnen werden. So belegen die Quellen beispielsweise eine Haeufigkeit von Seuchenausbruechen, die die bislang angenommene noch uebertrifft. Zudem fanden die Forscher heraus, dass es zwischen den Staedten des Untersuchungsraumes ein weitverzweigtes Netz der Zusammenarbeit gab, durch das man sich untereinander zum Seuchengeschehen und zur Auspraegung von Institutionen zur Seuchenbekaempfung informieren konnte. Darueber hinaus fand haeufig ein interregionaler Erfahrungsaustausch statt, der Verbindungen im Bereich der Entwicklung massgebender Grundlagen zum Umgang beispielsweise mit der Pest moeglich machte. Dabei wurde die gegenseitige Einflussnahme unter anderem in Statuten fuer Sondersiechenhaeuser, der Rekrutierung "medizinischen" Personals und der Verbesserung hygienischer Rahmenbedingungen, gemeinsamen Massnahmenkatalogen in Seuchenzeiten sowie in der Organisation des einschlaegigen Stiftungsgeschehens bemerkbar.
Das naechste Ziel, das Toellner und Jankrift vor Augen haben, ist die Ausdehnung der Untersuchungen auf fuenf weitere Staedte, darunter Essen und Duesseldorf. Ziel soll es sein, Aussagen darueber machen zu koennen, inwieweit die bisherigen Erkenntnisse als kollektiv gueltig betrachtet werden koennen, oder ob es sich bei den Verhaeltnissen in den fuenf bisher erforschten Staedten um zufaellig aehnliche, aber doch individuelle Phaenomene handelt. In einem dritten Schritt soll letztlich Koeln Mittelpunkt einer Abschlussuntersuchung werden. Die Stadt am Rhein spielt eine besondere Rolle, da in ihr als Sitz der Landesherren und des Erzbischofes alle Straenge der Vorgaenge in Rheinland und Westfalen zusammenliefen.
Erst nach Beendigung dieser drei Forschungsschritte werden gesicherte Aussagen moeglich, die sich differenziert mit dem Thema der Seuchenhaeufigkeit und ihrer Bekaempfung auf regionaler Ebene befassen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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