idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.08.2004 08:42

Neuer Kandidat für hochspezifische Krebs-Radioimmuntherapie

Ilka Seer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Antikörperfragment markiert wichtiges Tumorantigen

    "Finde ein tumorspezifisches Antigen, stelle einen Antikörper her, lade ihn mit Gift und schieß." Ein wichtiges Ziel dieses "Magic Bullet"-Prinzips der Immuntherapie gegen Krebserkrankungen ist seit langem bekannt: das Thomsen-Friedenreich-Antigen (TF-Antigen). Es sitzt fast ausschließlich auf der Oberfläche von Tumorzellen, zum Beispiel bei Lungen-, Brust-, Pankreas-, Magen-, Darm- und Eierstockkrebs, und ist darüber hinaus ein Risikofaktor für Lebermetastasen. Passend zu diesem Antigen, das die Tumorzellen markiert, wurden bereits verschiedene Antikörper entwickelt. Bislang eigneten sich die "magischen Kugeln" allerdings nicht für Primärkarzinome, Metastasen oder kleinste Resttumoren - eine Bindung an das TF-Antigen war hier nicht möglich. Peter H. Ravn ist es im Rahmen seiner Doktorarbeit am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin zum ersten Mal gelungen, ein Antikörperfragment herzustellen, das äußerst spezifisch und intensiv an das TF-Antigen bindet. Dieses erste stabile, multivalente TF-spezifische Antikörperfragment ermöglicht die Entwicklung neuer, gezielter, Antikörper vermittelter Strahlentherapien.

    Das von Peter Ravn entwickelte Immunmolekül ist ein rekombinanter Antikörper, dass heißt, er wurde mithilfe entsprechender Gene neu zusammengesetzt. Der anschließende biotechnologische Prozess gleicht einem mehrstufigen "Tuning". Ausgangspunkt war ein so genanntes "single chain Fragments variable" (scFv), ein auf wenige variable Aminosäureabschnitte reduziertes Antikörperfragment - im Prinzip nur noch der Bereich, der an das Antigen bindet.

    Zunächst wurde in dem scFv ein kleines Eiweiß (Peptid), der so genannte Linker, der das Molekül stabilisiert, drastisch verkürzt. Dadurch erreichte der aus Dänemark stammende Wissenschaftler die Verbindung der einzelnen Antikörperfragmente zu Mehrfachmolekülen (Multimere) und, entscheidend, eine deutliche Erhöhung der Bindungsmöglichkeiten (Multivalenz) für Antigene.

    Diese scFv-Multimere mit verstärkter Bindungsaktivität entwickelte Ravn mit der Phagendisplaymethode. Dabei wird Bakterien infizierenden Viren (Bakteriophagen) die genetische Bauanleitung für das neue Antikörperfragment eingesetzt, die dann bei der Virenvermehrung umgesetzt wird. Aus den so gewonnenen Klonen konnten Kandidaten mit außergewöhnlich hoher Spezifität und Affinität für das Thomsen-Friedenreich-Antigen ausgewählt werden. Mit der Phagendisplaymethode lassen sich also TF-spezifische Antikörperfragmente, vermutlich aber auch weitere Antikörper, herstellen.

    Ein weiterer Erfolg in Peter Ravns Antikörperproduktion ist die hohe Stabilität des Multimers, die über alle Schritte des Herstellungsprozesses erhalten blieb. Und schließlich wurde mit den radioaktiv markierten, multivalenten Antikörperfragmenten - in einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit der Glycotope GmbH (Berlin Buch) - zum ersten Mal gezeigt, dass sich das Thomsen-Friedenreich-Antigen sehr gut für die Antikörper vermittelte Tumortherapie bei Primärkarzinomen, Metastasen oder kleinsten Resttumoren eignet. Die überaus hohe Tumorspezifität des scFv-Antikörperfragments ist eine sehr gute Basis für die Weiterentwicklung einer gezielten Radioimmuntherapie, in der die radioaktiv markierten Antikörper an die Tumorzellen binden und die therapeutische Strahlung gezielt an sie abgeben.

    Von Matthias Manych

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Dr. Peter H. Ravn, Royal Free Campus, Department of Oncology, London (UK), Tel.: 0044 / 20 / 77 94 05 00 ext. 8431, E-Mail: p.ravn@medsch.ucl.ac.uk


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).