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Wissenschaft
Wo haben die meisten Gründerinnen und Gründer studiert und geforscht? Eine Studie von Technischer Universität München (TUM), ETH Zürich und Universität Innsbruck zeigt erstmals ein vollständiges Bild für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die meisten Start-ups wurden im vergangenen Jahrzehnt von Studierenden, Mitarbeitenden und Alumni der TUM, der ETH und der Universität St. Gallen gegründet. Setzt man die Zahl der Start-ups in Relation zur Zahl der Studierenden, sind deutsche Privathochschulen am erfolgreichsten. Die gründungstärksten Branchen werden von nur wenigen Hochschulen geprägt.
Start-ups gelten als wichtiger Faktor für den Erfolg eines Wirtschaftsstandorts – und Forschende und Studierende als prädestiniert, um neue Erkenntnisse und Technologien mit Unternehmen für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. Doch welche Hochschulen bringen die meisten Gründerinnen und Gründer hervor? Bisherige Untersuchungen basierten auf Umfragen zu unmittelbaren Ausgründungen oder vergleichsweise pauschalen Zuordnungen. Die „Entrepreneurial Impact Study“ ist dieser Frage deshalb zum dritten Mal mit einer aufwendigen Datenauswertung nachgegangen – zum ersten Mal für die gesamte DACH-Region, also Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Die Forschenden von TUM, ETH und Universität Innsbruck stellten aus mehreren Datenbanken wie Startupdetector, Austrian Startup Monitor und Startupticker die rund 51.000 Start-ups zusammen, die von 2014 bis 2024 in den drei Ländern gegründet wurden. Dann erfassten sie über LinkedIn, die Datenbanken Dealroom und Crunchbase sowie die Unternehmenswebseiten die Angaben, an welchen Hochschulen die Gründerinnen und Gründer studiert und gegebenenfalls gearbeitet hatten. Dabei berücksichtigten sie die verschiedenen Ausbildungs- und Karrierestufen und ordneten die Start-ups den verschiedenen Institutionen zu, sofern diese mit einem substanziellen Anteil zu den Laufbahnen der Gründungsteams beigetragen hatten.
Die Hälfte der Top 10 sind Technische Universitäten
Die heute beim TUM Entrepreneurship Day vorgestellte Studie zeigt, dass im Untersuchungszeitraum die meisten Start-ups von Studierenden, Mitarbeitenden und Alumni der TUM (1.116), der ETH Zürich (1.022) und der Universität St. Gallen (845) gegründet wurden. Die Hälfte der zehn erfolgreichsten Hochschulen sind Technische Universitäten. Sechs sind deutsche Hochschulen, vier sind aus der Schweiz. Betrachtet man die Zahl der Start-ups, die eine Förderung einwerben konnten, schneiden die Schweizer Universitäten noch etwas besser ab.
Betrachtet man die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland, wurden die meisten Start-ups von Mitarbeitenden und Alumni der Fraunhofer-Gesellschaft (390) gegründet. Es folgen die Helmholtz-Gemeinschaft (143, ohne KIT), die Max-Planck-Gesellschaft (122) und die Leibniz-Gemeinschaft (71).
Setzt man die Zahl der Start-ups in Relation zur Zahl der Studierenden der jeweiligen Hochschulen, stehen die WHU – Otto Beisheim School of Management (350 Start-ups pro 1.000 Studierende), die HHL Leipzig Graduate School of Management (206) und die ESCP Business School Berlin (99) an der Spitze. Deutsche Privathochschulen nehmen hier neun der ersten zehn Plätze ein. Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn man die Zahl der Gründungen in Relation zur Zahl der Mitarbeitenden der Hochschulen setzt.
„Wir sehen, dass die großen Technischen Universitäten absolut betrachtet am meisten zum Gründungsgeschehen in der DACH-Region beitragen“, sagt Studienautorin Isabell Welpe, Professorin für Strategie und Organisation an der TUM. „Die privaten Wirtschaftshochschulen zeigen jedoch, dass spezialisierte Programme, Verbindungen zum Start-up-Ökosystem und effiziente Strukturen eine Gründungsdynamik stark skalieren können.“
Neun Hochschulen prägen die gründungstärksten Branchen
Die meisten Start-ups der DACH-Region werden in den Branchen Gesundheit, Unternehmenssoftware und Finanztechnologie gegründet. Auffällig ist, dass in der Schweiz der Anteil der Gesundheitsbranche mit mehr als einem Viertel der Gründungen außergewöhnlich hoch ist. In den zehn Branchen mit den meisten Gründungen werden die besten fünf Plätze von nur neun Hochschulen belegt: École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), ETH Zürich, LMU München, RWTH Aachen, TU Berlin, TUM, Universität St. Gallen, Universität Zürich und WHU (in alphabetischer Reihenfolge).
Die Studie untersuchte auch, welche geförderten Start-ups zu Deeptech-Innovatoren zählen. Hier liegen die ETH Zürich und die TUM vorn. „In absoluten wie auch in relativen Zahlen betrachtet gibt es eine Hand voll Hochschulen, die bei der Gründungsförderung offenbar deutlich erfolgreicher arbeiten als das Gros“, sagt Studienautor Philipp Lemanczyk vom Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM. „Die Herausforderung für Hochschul- und Innovationsstandorte ist es, Studierende und Forschende auch in der Breite für die Gründung von Start-ups zu befähigen und zu motivieren. Dabei spielt für Technologie-Start-ups die interdisziplinare Verbindung von Technik und Wirtschaft eine große Rolle.“
Mehr als die Hälfte der deutschen Teams rein männlich
Gründungsteams in der Schweiz und in Österreich sind etwas häufiger divers zusammengesetzt als in Deutschland. Während Frauen in der Schweiz an 54 Prozent und in Österreich an 52 Prozent der Gründungsteams beteiligt sind, trifft dies in Deutschland nur auf 42 Prozent der Teams zu. Den höchsten Anteil an Teams mit weiblicher Beteiligung haben die Gründungsteams, die aus der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Universität Frankfurt am Main und der Universität Bern stammen. Die Studie konnte lediglich 15 Hochschulen identifizieren, bei denen mehr als die Hälfte der Start-ups zumindest eine Frau im Gründungsteam hat.
Weitere Informationen:
Die Studie wurde mit Mitteln der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert.
Philipp Lemanczyk
Technische Universität München (TUM)
Lehrstuhl für Strategie und Organisation
Tel.: +49 89 289 24800
philipp.lemanczyk@tum.de
Lemanczyk, P., Tretow, I., Treffers, T., Füller, J., Wangenheim, F., Welpe, I.M. (2025). Entrepreneurial Impact of Academic Institutions 2025 – DACH-Ranking: Munich Impact Study.
https://www.entrepreneurshipranking.com
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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