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Wissenschaft
Innovative Vorhaben in den Material-, Lebens- und Neurowissenschaften
Mit der Förderlinie LOEWE-Exploration unterstützt das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) risikobehaftete, innovative Forschungsvorhaben, die an der Schwelle zum Unkonventionellen stehen. Forschende erhalten die Möglichkeit, mit einer Förderung zwischen 200.000 und 300.000 Euro über zwei Jahre mutige Hypothesen und radikal neue wissenschaftliche Ansätze zu verfolgen – in einem wissenschaftspolitischen Umfeld, in dem genau diese Freiheit zunehmend unter Druck gerät. Das Land Hessen schließt mit dieser Förderlinie eine Lücke im deutschen Wissenschaftssystem und setzt ein Zeichen für vertrauensvolle, neugiergetriebene Forschung.
Vier Projekte aus der Philipps-Universität Marburg konnten sich nun erfolgreich in dem kompetitiven Auswahlverfahren durchsetzen – von neuartigen Nanomaterialien über die molekulare Energiekonversion bis hin zu viralen Infektionsmechanismen und neurodegenerativen Erkrankungen.
Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss gratuliert den Forschenden herzlich: „Forschung braucht Freiheit, um wirklich Neues zu schaffen – und sie braucht auch Räume, in denen Scheitern als notwendiger Teil des wissenschaftlichen Prozesses verstanden wird. LOEWE-Exploration ist deshalb ein wichtiges Instrument, um besonders kreative Ideen zum Fliegen zu bringen. Ich freue mich sehr, dass gleich vier Teams aus Marburg mit ihren Projekten überzeugen konnten.“
Exziton-basierte Technologien auf dem Prüfstand
Prof. Dr. Ermin Malic (Fachbereich Physik) plant gemeinsam mit Prof. Dr. Bernhard Urbaszek (TU Darmstadt) die Grundlagen für eine neue Generation technologischer Bauelemente zu legen – auf Basis sogenannter Exzitonen in atomar dünnen Nanomaterialien. Exzitonen sind Quasiteilchen, die durch die starke Coulomb-Wechselwirkungen zwischen Elektronen und Löchern entstehen und einzigartige Eigenschaften versprechen. Im Projekt sollen diese Eigenschaften erstmals gezielt in elektrisch schaltbaren 2D-Heterostrukturen untersucht und für konkrete Anwendungen vorbereitet werden – mithilfe modernster spektroskopischer Methoden und quantenmechanischer Modellierungen. Fördersumme: 292.000 Euro
Energiewandel im molekularen Maßstab kontrollieren
In einem interdisziplinären Projekt arbeiten Prof. Dr. Gregor Witte und Prof. Dr. Marcel Reutzel (beide Fachbereich Physik) an der atomaren Kontrolle von Energieumwandlungsprozessen in organisch-anorganischen Hybridsystemen. Ihre Idee: Monolagen von zweidimensionalen Halbleitern auf organischen Einkristallen in definierter Orientierung zu stapeln, um so gezielt Einfluss auf die Energielandschaft und den Ladungstransfer zu nehmen. Mittels zeitaufgelöster Impulsmikroskopie sollen so neue Einblicke in optoelektronische Prozesse gewonnen werden – mit dem Ziel, völlig neue Bauelemente zu ermöglichen. Fördersumme: 298.000 Euro
TMPRSS2: Schlüsselprotein zwischen Virusabwehr und Nebenwirkung?
Prof. Dr. Eva Friebertshäuser (Fachbereich Medizin) widmet sich einem besonders relevanten Zielprotein der antiviralen Forschung: der Wirtsprotease TMPRSS2. Während bekannt ist, dass dieses Protein entscheidend an der Aktivierung von Grippe- und Coronaviren beteiligt ist, bleibt seine physiologische Funktion bislang weitgehend unklar. Das Projekt will genau dies aufklären – durch umfassende molekularbiologische Analysen in Zell- und Tiermodellen. Das Ziel: fundierte Grundlagen für die Entwicklung sicherer Breitbandmedikamente gegen respiratorische Viruserkrankungen schaffen. Fördersumme: 278.000 Euro.
Neue Modelle für die Lewy-Körperchen-Demenz
Dr. Fanni Geibl-Henrich (Fachbereich Medizin) untersucht in ihrem Projekt die Entstehung und Progression der Lewy-Körperchen-Demenz – der zweithäufigsten neurodegenerativen Demenzform, von der weltweit mehrere Millionen Menschen betroffen sind. Ziel ist die Entwicklung eines translationalen Modells, das die Bildung und Wechselwirkung von Synuclein-Aggregaten und Amyloid-Plaques besser nachvollziehbar macht. Damit könnten nicht nur neue Einsichten in die Krankheitsmechanismen gewonnen, sondern auch Ansätze für zukünftige Therapien identifiziert werden. Fördersumme: 281.000 Euro.
Prof. Dr. Gert Bange
Vizepräsident für Forschung
Philipps-Universität Marburg
E-Mail: gert.bange@uni-marburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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