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Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt fördert Nachwuchsgruppe CoFoKids an der Goethe-Universität
„Von der ‚Generation Rücksitz‘ zu den Vorreitern der Mobilitätswende?“ – unter diesem vielsagenden Titel untersucht eine neue Nachwuchsgruppe an der Goethe-Universität, wie Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum unterwegs sind, welche Perspektiven sie zur Gestaltung des Straßenraums mitbringen und mit welchen Formaten sie an verkehrlichen Transformationsprozessen beteiligt werden können. Die jungen Menschen selbst sollen dabei maßgeblich in die Forschung einbezogen werden.
FRANKFURT. Das Projekt, das in diesen Tagen die Arbeit aufnimmt, hat die Mobilität junger Menschen zum Thema, insbesondere die von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 15 Jahren. Humangeographin Sina Steele von der Goethe-Universität hat die Nachwuchsgruppe mit dem Titel „Von der ‚Generation Rücksitz‘ zu den Vorreitern der Mobilitätswende? Mobilitätspraktiken, Raumgestaltung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen als Co-Forscher:innen für eine sozial-ökologische Transformation der Region“ (CoFoKids) gemeinsam mit Heike Marquart vom Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beim Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) eingeworben. 3,2 Millionen Euro stehen für ihre sozial-ökologische Nachwuchsgruppe CoFoKids für die nächsten fünf Jahre zur Verfügung. Verwendet werden sollen diese Mittel, um im Team bestehend aus drei Promovierenden und zwei Post-Docs der Frage nachzugehen, inwiefern eine auf Kinder und Jugendliche ausgerichtete Mobilitätsforschung und -planung sowie Beteiligung an Transformationsprozessen die Mobilitätswende voranbringen und zu nachhaltigen und resilienten Stadt-Umland-Regionen für alle Bewohnenden beitragen kann. Eine Beteiligung der jungen Menschen als Co-Forscherinnen und -forscher ist im transdisziplinären Reallabor in Zusammenarbeit mit zwei Frankfurter Schulen und verschiedenen lokalen, aber auch überregionalen Praxisakteuren bewusst eingeplant. Schließlich weiß diese Gruppe selbst am besten, was notwendig ist, damit ihre Generation Teil einer sozial-ökologischen Transformation der jeweiligen Region werden kann.
Studium der Geographie, Masterstudium der Humangeographie mit einer Abschlussarbeit über die Mobilität zu Fuß in der Schweizer Straße in Frankfurt und die dortigen Raumkonflikte: Das Thema Mobilität beschäftigt Sina Steele schon seit längerem. Für ihre bereits vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Doktorarbeit erforschte sie autoreduzierte Quartiersentwicklungen und insbesondere die Frage, inwiefern die Planungsvisionen dieser Mobilitätskonzepte sich mit den Erwartungen und Praktiken der Bewohnerinnen und Bewohner übereinbringen ließen. Nun nimmt die inzwischen 34-Jährige die Jüngeren und ihre Bedürfnisse in den Blick. Sie ist überzeugt: „Was sich Kinder und Jugendliche für den öffentlichen Raum wünschen, kommt am Ende allen zugute.“
Bevor es aber ans Formulieren von Wünschen und Vorstellungen geht, soll erforscht werden, wie die komplexe Mobilität von Kindern und deren Familien organisiert ist – oder besser: wie Familien ihre mannigfaltigen Ortswechsel im Alltag bewältigen. Dies geschieht im ersten von drei Schwerpunkten des Projekts mit jeweils einer Doktorandenstelle. Unter dem Titel „Mobilitätspraktiken“ wird untersucht, wie sich der Alltag von Kindern und Jugendlichen verkehrsmäßig gestaltet und wie aktive und selbstständige Mobilität auf dem Schulweg sowie in der Freizeit gefördert werden kann. „Natürlich sind die Entscheidungen nicht frei, sondern abhängig vom verkehrlichen Angebot oder persönlichen Kontexten“, erklärt Sina Steele. Und vom Verhalten der beteiligten Erwachsenen.
Deshalb geht es im zweiten Schwerpunkt „Planungspraktiken“ darum, welche Vorstellungen eigentlich die Kinder und Jugendlichen selbst von der Gestaltung der Wege und Räume haben, in denen sie sich bewegen – und wie man diese Vorstellungen besser ins Planungsgeschehen einbeziehen könnte. Diesen Bereich betreut Projektpartnerin Heike Marquart, die als Verkehrsforscherin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin tätig ist. In Schwerpunkt drei schließlich mit dem Titel „Partizipationspraktiken“ werden Formate erarbeitet, wie Kinder und Jugendliche besser an Prozessen der Mobilitätswende beteiligt werden könnten.
„Wir wollen verstehen, welchen Einfluss verkehrliche Transformationsprozesse aber auch z.B. Lebensereignisse oder soziale Einflüsse auf die Mobilität von jungen Menschen haben und wie man deren Stimmen bei Prozessen der Mobilitätswende stärken kann“, sagt Sina Steele. Dabei müsse man nicht bei Null anfangen, denn in jüngster Zeit sei in dieser Hinsicht einiges auf den Weg gebracht worden, zum Beispiel eine Beteiligung junger Menschen bei der Erarbeitung der Fußverkehrsstrategie der Stadt Frankfurt oder die Ausweitung von Schulstraßen im Frankfurter Stadtgebiet. Mit solchen und ähnlichen Initiativen hofft Steele Synergieeffekte erzielen zu können. Veranstaltungen wie das Mini-Mobilitätsfestival der Stadt hätten gezeigt: Den Kindern geht es oft um Aufenthaltsqualität: weniger Müll und Verkehr oder sicherere Querungen. Alle Vorschläge ernst zu nehmen und abzuwägen, das wäre laut Sina Steele ein echter Paradigmenwechsel. Die in Frankfurt gewonnenen Ergebnisse schließlich in die Region Rhein-Main und nach Berlin zu transferieren, steht ebenfalls auf der Agenda.
Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) fördert dieses Projekt im Rahmen der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA) unter dem Förderkennzeichen 01UU2506A .
Weitere Informationen
Dr. Sina Steele
Institut für Humangeographie
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Telefon 069 798-35174
E-Mail steele@geo.uni-frankfurt.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Verkehr / Transport
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch

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