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Wissenschaft
Rücksichtsloses Gewinnstreben, wenig oder keine Bedenken, wirtschaftliche Schwächen anderer für sich zu nutzen und die Natur auszubeuten, ohne auf Schäden zu achten oder dafür einzustehen - dergleichen wird multinationalen Unternehmen häufig vorgeworfen. In einer völlig gegensätzlichen Rolle erscheint die weltweit operierende Privatwirtschaft aus der Sicht eines Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Internationales Management der Universität Erlangen-Nürnberg: sie soll Garant des "Sustainable Development" sein, die Instanz, die bei heutigen Entscheidungen die Lebensgrundlagen von morgen schon im Blick behält. Die Verantwortung für den Verlauf des Globalisierungsprozesses, so konstatiert die Studie, liege bei dessen Hauptakteuren; sie hätten die besten Möglichkeiten, nachhaltige Entwicklungen in die Wege zu leiten, und auch ihr Eigeninteresse laufe dazu parallel. Die Analyse, die Dipl.-Kfm. Ina Graf am Lehrstuhl von Prof. Dr. Brij Kumar betreut hat, betont, daß aktiver Einsatz für Nachhaltigkeit nur freiwillig geschehen könne: diese Aufgabe müsse den multinationalen Unternehmen als Selbstverpflichtung gelten.
Nachhaltigkeit kann unter ökonomischen, ökologischen und sozio-kulturellen Aspekten betrachtet werden. Ungleichgewichte zwischen Arm und Reich bauen Spannungen auf, sozio-kulturelle Konflikte bergen Unsicherheitsfaktoren für die Zukunft in sich, und Umweltbelastungen sind eine Hinterlassenschaft, an der künftige Generationen oft schwer zu tragen haben. Alle drei Dimensionen, die dazu noch ineinandergreifen, sind zu berücksichtigen, wenn eine nachhaltige Entwicklung angestrebt wird, die dauerhaft die Lebensgrundlagen der Menschheit sichert.
Die Globalisierung, der gegenwärtige Prozeß, in dem die Arbeit weltweit neu organisiert und verteilt wird, wirtschaftliche Abläufe mehr als je zuvor miteinander verschränkt sind und Möglichkeiten zu schneller Kommunikation und direkter Interaktion über die gesamte Erde hinweg ein enges Netz spannen, kann in allen diesen Bereichen Konflikte verschärfen und zusätzliche Krisen hervorrufen. Indem multinationale Unternehmen derartige negative Entwicklungen vermeiden, die tendenziell den Weltfrieden gefährden, und stattdessen aktiv zu Vorreitern des Sustainable Development werden, können sie sich, wie die Studie meint, eine eigene Legitimität schaffen, eine Begründung ihrer Existenz, die der Rolle als Motor des weltweiten Wirtschaftswachstums eine wichtige normative Komponente hinzufügt.
Konkurrenten in gemeinsamer Aktion
Gilt das Konzept des Sustainable Development als universeller normativer Handlungsrahmen für alle wirtschaftlichen Aktivitäten multinationaler Unternehmen, so muß eine entsprechende Strategie entworfen werden. Unternehmensziele lassen sich ohne Wettbewerbsnachteile den Anforderungen nachhaltiger Entwicklung angleichen, wenn die Konkurrenten hier gemeinsam vorgehen. Eine strategische Umwelt- und Unternehmensanalyse hat Aspekte wie Verbraucherbewußtsein oder Verantwortungsgefühl des Managementpersonals zu berücksichtigen. Internationale Allianzen und Joint Ventures anstelle von Tochtergesellschaften, Regionalisierung der Standorte, Sensibilisierung des Personals für kulturelle Problemkreise und ein entsprechendes Training vor Auslandseinsätzen sowie die Wahrung sozialer Gerechtigkeit im globalen Maßstab bei gleichzeitiger Erhaltung lokaler kultureller Identitäten könnten wesentliche Bestandteile einer solchen Strategie sein.
Der Erfolg einer Strategie, die an Nachhaltigkeit orientiert ist, sollte an möglichst konkreten Faktoren überprüfbar sein. Anreize für die Mitarbeiter - etwa zum vernünftigen Umgang mit Energie - könnten die Umsetzung erleichtern. Die in der Analyse aufgestellten Thesen zur globalen Verantwortung multinationaler Unternehmen und zur ethischen Verpflichtung, diese Verantwortung auf sich zu nehmen und entsprechend zu handeln, werden in einem zweiten Teil des Projekts durch empirische Forschungsprogramme ergänzt.
* Kontakt:
Prof. Dr. Brij Kumar, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Internationales
Management, Lange Gasse 20, 90403 Nürnberg, Tel.: 0911/5302 -452, Fax: 0911/5302 -470
E-mail: Brij.Kumar@wiso.uni-erlangen.de
FAU-Pressestelle, Redaktion Forschung, Gertraud Pickel M.A., Tel. 09131/85 -24036, -26167
http://www.wiso.uni-erlangen.de/WiSo/BWI/IM/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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