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Jena. Über 1.700 Stichwörter von "bî" ("bei") bis "ezzo" ("Fresser") auf rund 600 Seiten verzeichnet der jetzt erschienene zweite Band des "Etymologischen Wörterbuchs des Althochdeutschen". Das auf insgesamt zehn Bände angelegte Lexikon listet den gesamten deutschen Wortschatz unserer Urväter zwischen dem achten und elften Jahrhundert auf und erläutert mit jedem Eintrag genau die damalige Bedeutung und Herkunft des Wortes. Außerdem werden mögliche Verwandtschaftsbeziehungen zu anderen germanischen Sprachen oder mundartliche Verwendungen vermerkt.
"Wenn wir endlich die Wurzeln unseres heutigen, neuhochdeutschen Wortschatzes besser kennenlernen, werden Parallelen zu europäischen und außereuropäischen Fremdsprachen offensichtlich, und wir können in der linguistischen Forschung den Sprachwandel des Deutschen über die Jahrhunderte viel besser nachvollziehen", erläutert die Jenaer Indogermanistin Prof. Dr. Rosemarie Lühr. So hat etwa das neuhochdeutsche "Ding" einen Vorläufer im althochdeutschen "ding", das in jenen Tagen "Gericht, Rechtssache" bezeichnete. Keinem Bedeutungswandel unterlag hingegen die 1000 Jahre alte Vokabel "brâtwurst"; aber dafür gibt sie einen nicht unwesentlichen volkskundlichen Hinweis auf die Lebens- und Eßgewohnheiten der Altvorderen.
Wichtig ist für Rosemarie Lühr das Althochdeutsche Herkunftswörterbuch auch als Instrument der Dialektforschung. "In manchen Dialekten findet man heute noch Wörter aus althochdeutsche Zeit, die aber in unserer Hochsprache bereits ausgestorben sind", erklärt sie. Die Wissenschaftlerin begreift ihre Arbeit als sprachhistorische Forschung, die dabei hilft, mit der Herkunft und Entwicklung der Sprache einen prägenden Bestandteil unserer kulturellen Identität besser zu verstehen. Sprache sei organisch gewachsen, und nicht selten gehen Wortschatz-Veränderungen mit gesellschaftlichen Umbrüchen einher.
Das "Etymologische Wörterbuch des Althochdeutschen" wurde als editorisches Großvorhaben 1978 an der University of Pennsylvania/USA von Larry L Lloyd und dem inzwischen verstorbenen Otto Springer begonnen; 1987 stieß Rosemarie Lühr, die für den jetzt vorgelegten Band maßgeblich verantwortlich zeichnet, zum Herausgeberteam. Die Wissenschaftler rechnen damit, alle drei Jahre einen weiteren Band erarbeiten zu können, so daß das Projekt 2020 abgeschlossen sein wird.
Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Rosemarie Lühr
Lehrstuhl für Indogermanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel. 03641/944380, Fax 944382
e-mail: G5ROLU@rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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