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Am 29. Dezember machte sich ein fünfköpfiges Team der Identifizierungskommission "IDKO" des Bundeskriminalamtes - darunter die Rechtsmedizinerin Dr. Heike Klotzbach vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Bonn - auf den Weg nach Colombo. Während seines Einsatzes sorgte dieses Vorauskommando zunächst für die notwendigen Arbeitsbedingungen und identifizierte zusammen mit anderen Europäern und Japanern Tsunami-Opfer - Einheimische und Touristen - auf Sri Lanka.
Am Morgen nach ihrer Ankunft blickte die Rechtsmedizinerin vom Hotelzimmer aus auf ein friedliches Meer im Licht der aufgehenden Sonne. Nichts deutet auf die Katastrophe am zweiten Weihnachtstag hin: "Doch die meisten Küstenstreifen sind hier völlig verwüstet. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. Das Ausmaß der Zerstörung gibt kein Fernsehbericht wieder." Die Menschen machten auf die Bonnerin einen schwer traumatisierten Eindruck. Umso unglaublicher sei, nach einem anfänglichen Durcheinander, die enorme Hilfe seitens der örtlichen Behörden und von Einheimischen gewesen. "Sie verstehen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Damit die Angehörigen Gewissheit bekommen, Trauerarbeit leisten und ihre Toten zu Hause begraben können", sagt Klotzbach.
In den ersten beiden Tagen richtete das Team ein Büro in der deutschen Botschaft ein. Essentiell für ihre Arbeit ist unter anderem ein Computer mit E-Mail-Anschluss und Internet sowie Faxgeräte. "Zuerst funktionierten die Telefonleitungen innerhalb Sri Lankas nicht - es ging gar nichts. Aber wir konnten per SMS kommunizieren", erzählt Klotzbach. Auch ein gekachelter Sektionsraum mit Edelstahltischen, fließendem Wasser und Ventilatoren fand sich in der Rechtsmedizin von Colombo.
Jeder Hinweis ist ein wichtiges Puzzlestück
Der größte Gegner ist die hohe Temperatur, die eine rasche Fäulnis der Toten bewirkt. Die meisten Leichen sind nicht mehr visuell identifizierbar. So zählt jeder Hinweis, wie Bekleidung, Schmuck, Tätowierungen, Fingerabdrücke, Implantate, außergewöhnliche Narben und Operationen. Dabei arbeiten Europäer und Japaner eng zusammen. Wichtige Anhaltspunkte über die Identität der Flutopfer geben Zahnstatus und DNA-Proben, die am Institut in Innsbruck mit denen von Vermissten verglichen werden.
Die ersten untersuchten Leichen stammten aus Kliniken oder von Bestattern. Viele von ihnen waren mit Formalin einbalsamiert, um eine fortschreitende Zersetzung zu verhindern. "Das hat unsere Arbeit extrem erschwert. Formaldehyd reizt unter anderem Haut und Schleimhäute", konstatiert die Bonnerin. Polizeibeamte des BKA suchten nach weiteren Ausländern, die in Sümpfen oder im Meer ertrunken sind. Einige lagen unter Trümmern oder in Einzelgräbern. Mit Erlaubnis örtlicher Behörden half das deutsche Team aktiv an den Ausgrabungen.
Nach über drei Wochen kehrte jetzt Heike Klotzbach erschöpft nach Bonn zurück: "Diese Arbeit ist sinnvoll und noch lange nicht abgeschlossen. Ich würde - vor allem in diesem Team - sofort wieder an einem solchen Einsatz teilnehmen."
Kontakt für die Medien:
Dr. Heike Klotzbach
Institut für Rechtsmedizin
des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/73 - 8344
E-Mail: h.klotzbach@uni-bonn.de
Rechtsmedizinerin Dr. Heike Klotzbach bei ihrer Arbeit vor Ort (Foto privat) Das Bild zu dieser Pres ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Personalia
Deutsch
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