Mit der ausklingenden Jungsteinzeit und den Problemen, die sie den Wissenschaftlern heute stellt, befaßte sich eine Tagung, die das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg vom 26. bis zum 28. März 1999 veranstaltete. 25 Wissenschaftler aus Bayern und den angrenzenden Gebieten diskutierten die Ergebnisse der Ausgrabung einer Siedlung der sogenannten Chamer Kultur im Altmühltal. Am Erlanger Institut für Ur- und Frühgeschichte wird seit mehreren Jahren intensiv über diesen Zeitraum geforscht.
Die Chamer Kultur war um 3000 v. Chr. in Bayern verbreitet. Eine besonders wichtige Siedlung war beim Bau des Main-Donau-Kanals nahe Dietfurt a.d. Altmühl entdeckt und in den Jahren 1988 - 1991 ausgegraben worden. Man fand dort auf einer Fläche von über 5000m2 Hinterlassenschaften des steinzeitlichen Menschen. Herdstellen, Keramik, Steinbeile und Feuersteingeräte geben einen detaillierten Einblick in das Leben vor 5000 Jahren. Naturwissenschaftliche Untersuchungen ergänzen das Bild. So erweitert die - in dieser Größenordnung in Mitteleuropa bisher einmalige - Analyse des Phosphatgehaltes der ehemaligen Siedlungsoberfläche das Wissen über die Aktivitäten im steinzeitlichen Dorf. Die Proben wurden im hauseigenen Labor untersucht. Die meisten vom Institut betreuten Forschungsarbeiten über das steinzeitliche Dorf stehen kurz vor dem Abschluß.
Die Ergebnisse können allerdings nicht isoliert betrachtet werden, sondern sind in einen überregionalen Bezug zu stellen. Deshalb wurden Spezialisten aus Bayern, Österreich, Böhmen, Mittel- und Südwestdeutschland sowie aus der Schweiz zu einer wissenschaftlichen Tagung nach Erlangen eingeladen. Besonders kontrovers diskutiert wurden Möglichkeiten und Grenzen der C14-Datierung. Die Technische Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg verfügt über ein besonders leistungsfähiges Gerät, mit dem auch kleinste Probenmengen datiert werden können. Mehrere Daten aus Dietfurt liegen bereits vor oder sind noch in Arbeit.
Die Tagungsbeiträge machten zudem deutlich, daß mit einem organisierten Fernhandelssystem zu rechnen ist. In einem Mitteleuropa an der Schwelle zur Metallzeit, dessen Zeitzeuge der so populär gewordene "Ötzi" war, zeichnet sich eine unerwartete Kontaktfreudigkeit und Offenheit ab.
* Kontakt:
T. H. Gohlisch M.A.
Institut für Ur- und Frühgeschichte, Kochstraße 4, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/ 85 -29286
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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