178/95
Der Aufstieg der NSDAP - eine Frage des Images?
Intensive Versammlungspropaganda trug zu den Wahlerfolgen der Partei bei
Koeln, den 14. November 1995 - Die zahlreichen Aktionen und Versammlungen der NSDAP stellen einen wichtigen Faktor zur Erklaerung des nationalsozialistischen Aufstiegs bei den Weimarer Wahlen dar. Ihr oftmals spektakulaeres Auftreten verschaffte den Nationalsozialisten die Aufmerksamkeit der OEffentlichkeit und den Ruf einer zielstrebigen und handlungsorientierten Bewegung. Zu diesen Ergebnissen gelangt Dieter Ohr vom Institut fuer Angewandte Sozialforschung der Universitaet zu Koeln in einer Analyse der Weimarer Wahlen von 1930 bis 1932 fuer eine Stichprobe hessischer Gemeinden.
Die Wahlpropaganda der NSDAP war in diesem Zeitraum vor allem bei rechten nationalistischen Waehlern erfolgreich, die von diesem Ruf besonders angesprochen wurden. Die Buerger der Weimarer Republik entschieden sich in der Regel dann fuer die Wahl der NSDAP, wenn ihre Grundueberzeugungen mit den Propagandaparolen der Partei uebereinstimmten. Die Inhalte der nationalsozialistischen Propaganda unterschieden sich kaum von den Propagandainhalten der uebrigen Parteien des rechten Lagers. Weder der Anti-Marxismus noch die Ablehnung des demokratischen Systems war eine Besonderheit der Nationalsozialisten. Auch uebersteigerter Nationalismus war nicht auf die NSDAP beschraenkt. Von der "Idee einer deutschen Volksgemeinschaft", "nationaler Wiedergeburt", dem "Aufbau von Volkstum" und der "opferwilligen Arbeitsbereitschaft aller Volksgenossen" schwaermten auch die traditionellen Rechtsparteien. Anders als bei den beiden sozialistischen Parteien und dem katholischen Zentrum waren die Bindungen der Waehler an einzelne Parteien des rechten nationalen Lagers immer schon sehr schwach ausgepraegt gewesen. Diese Parteien waren nie in der Lage gewesen, den Waehler durch Aktionen vor Ort an sich zu binden und sich selbst als aktiv handelnde Organisationen darzustellen, so der Sozialwissenschaftler. Die Nationalsozialisten stellten durch eine Welle von politischen Versammlungen die Aktivitaeten der anderen rechts-nationalistischen Konkurrenten in den Schatten und gewannen auf diese Weise in den Augen der Waehler ein Image der Dynamik und Entschlossenheit. Mit der Haeufigkeit ihrer Propagandaveranstaltungen uebertraf die NSDAP sogar jeweils die Aktivitaeten der beiden sozialistischen Parteien. Die Intensitaet dieser Bemuehungen vermittelte den Waehlern den Eindruck, dasz die nationalsozialistischen Propagandisten von den Inhalten ihrer Propaganda selbst ueberzeugt und zum Handeln entschlossen waren. Es gelang der NSDAP auf diese Weise, sich der OEffentlichkeit als eine entschiedene, kraftvolle und siegessichere Bewegung darzustellen. Nicht allein auf den programmatischen Aussagen, sondern auch auf diesem Erscheinungsbild beruhte die Anziehungskraft der Nationalsozialisten. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise erschien vielen Waehlern des rechts-nationalen Lagers zunehmend nur die NSDAP in der Lage, die draengenden Probleme bewaeltigen zu koennen.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
Fuer Rueckfragen steht Ihnen Herr Ohr vom Institut fuer Angewandte Sozialforschung der Universitaet zu Koeln am Mittwoch, den 15. November 1995 in der Zeit von 13.00 bis 18.00 Uhr unter der Telefonnummer 0221/ 470-4404, zur Verfuegung.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).