Welche Bedeutung hat es für das Leben der Dinosaurier? / Fundort Madagaskar / Pünktlich zu Ostern liegt das Ei in Bonn im Nest / 73. Jahrestagung dr Paläontologischen Gesellschaft
Wer legt(e) das größte Ei der Welt? Unter den heutigen Tieren ist es der Strauß. Unter den fossilen Tieren mag es wohl ein Dinosaurier gewesen sein - würde man annehmen.
Doch das ist nicht korrekt! Tatsächlich wurden die größten bekannten Eier von den ausgestorbenen Elefantenvögeln oder Madagaskarstraußen gelegt. Diese Laufvögel, von denen die größte Art Aepyornis maximus etwa 3 m Höhe erreichte, lebten seit dem Ende des Tertiärs vor 2 Millionen Jahren auf Madagaskar und waren die größten Landtiere auf dieser Insel. Sie wurden von den Ureinwohnern nach und nach ausgerottet und waren noch vor dem Erscheinen der Europäer verschwunden.
Fossile Eier von Aepyornis maximus sind in wenigen Exemplaren bekannt. Im Goldfuß-Museum der Universität Bonn wird derzeit der Abguss eines der ersten Funde präsentiert -passend zum Osterfest.
Das Ei ist nicht nur wegen seiner Größe 31 cm Länge und einem Inhalt von etwa 9 Litern von besonderem Interesse - es wirft auch die Frage auf, wie groß Eier überhaupt werden können oder im Vergleich zu Körpergröße und -gewicht werden müssen. Zum Vergleich: das fossile Ei ist etwa doppelt so lang und hat sieben mal so viel Inhalt wie ein Straußenei. Und: das Ei von Aepyornis wiegt so viel wie 190 Hühnereier!
Es erscheint natürlich, dass große Vögel große Eier legen, und der Elefantenvogel mit einem geschätzten Lebendgewicht von fast 500 kg, also einer halben Tonne, ist wohl der größte Vogel, der je gelebt hat.
Im Vergleich mit den größten Dinosauriern, die leicht das Hundertfache an Gewicht, also 50 Tonnen, erreicht haben, ist das nicht viel. Doch die Eier der Dinosaurier, die nicht selten gefunden werden, sind wesentlich kleiner.
Die größten bekannten Dinosauriereier stammen von großen Raubsauriern und sind annähernd brotlaibförmig und von Sauropoden, den Riesendinosauriern. Neue Funde aus Argentinien belegen, dass deren Eier rundlich waren und einen Inhalt von höchsten 4 Litern hatten; der maximale Durchmesser betrug 25 cm.
Eine Forschergruppe an der Universität Bonn unter Leitung von Dr. Martin Sander, die das Leben der Riesendinosaurier untersucht, hat Gelege von Riesendinosauriern in Nordspanien und Südfrankreich gefunden. Die ursprünglich mit Erde bedeckten Gelege enthalten nur etwa 6 bis 8 Eier; mit einem Gesamtgewicht von unter 20 kg. Jedes Gelege stellt also eine sehr geringe Investition eines vielleicht 20 Tonnen schweren Muttertieres dar.
Es ist anzunehmen, dass die Riesensaurierweibchen - wie alle anderen Tiere auch - etwa fünf Prozent ihres eigenen Gewichtes in den Fortpflanzungsvorgang investiert haben. Dann gibt es zwei mögliche Erklärungen für die Befunde: Entweder betrieben die Dinomütter eine extrem energieaufwändige Brutpflege für die wenigen zu erwartenden Schlüpflinge oder sie produzierten mehr als ein Gelege. Letzteres ist wahrscheinlicher.
Daher ist anzunehmen, dass die Weibchen in jedem Jahr viele Gelege produzierten, die sie an verschiedenen günstigen Stellen in den Boden eingruben. So lässt sich auch der Fund von Überresten von etwa 400.000 Eiern an einer Stelle in den Südpyrenäen erklären: sie erschien den Dinoweibchen über mehrere Jahrtausende zur Eiablage wohl besonders geeignet.
Dennoch: die zu 'kleinen' und zu wenigen Eier der großen Dinosaurier sind also eines der vielen Rätsel, die noch zu lösen sind, um die Lebensweise der Riesendinosaurier zu verstehen.
Diese und andere Fragen der Paläontologie werden auf der 73. Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft vom 29. September bis 3. Oktober in Mainz diskutiert werden. Gemäß dem Motto: 'Hintergründe der Biodiversität: Endogene und exogene Mechanismen der evolutionären Entwicklung'.
Kontakt:
PD Dr. P. Martin Sander
Institut für Paläontologie
Nußallee 8, 53115 Bonn
Tel.: 0228/733105
Fax: 0228/733509
E-Mail: martin.sander@uni-bonn.de.
Paläontologische Gesellschaft
Der Vorsitzende
Prof. Dr. Wighart von Königswald
Nußallee 8, 53115 Bonn
Tel.: +49 (228) 73 3104
Fax: +49 (228) 73 3509
E-Mail: koenigswald@uni-bonn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).