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Wissenschaft
Durch halb Europa zu reisen ist kein Privileg des modernen Tourismus. Zwar mussten im Spätmittelalter ein bis zwei Jahre dafür aufgewendet werden, doch wohlhabende Bürger, beispielsweise aus Nürnberg, konnten sich das leisten. Wie eine solche Reise verlief, schildert ein fünfhundert Jahre alter Bericht, der heutige Leser sicher noch ansprechen, überraschen, belehren und mitreißen kann - sobald er aus dem Lateinischen übertragen ist, wie es in einem Editionsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Herbers am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg derzeit geschieht.
"Ich glaube nicht, daß in Deutschland ein Freiherr oder Graf eine solche Ehre erweisen kann". So fasste Ende des 15. Jahrhunderts der Nürnberger Arzt Hieronymus Münzer die Eindrücke zusammen, die ein außergewöhnliches Gastmahl in Spanien bei ihm hinterlassen hatte. Im September 1494 war er in Barcelona, als ihn Landsleute zum Essen einluden. Münzer vermerkt, er sei damals von deutschen Kaufleuten bei Musik und Tänzen "nach maurischer Art" auf das Edelste mit katalanischen Speisen bewirtet worden.
Über die Stationen von Münzers Weg sind wir genau informiert: In seinem lateinischen Reisebericht (Itinerarium) beschreibt der Arzt, was er alles sah und erlebte. Erstaunlich ist die Vielfalt seiner Interessen, die den unterschiedlichsten Aspekten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens gelten. Der Nürnberger beschreibt fremde Völker und exotische Produkte aus fernen Ländern genauso, wie er minutiös arabische und spanische Wörter wiedergibt.
Dem Reisebericht des Hieronymus Münzer gilt ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit dem 1. Januar 2003 gefördertes Vorhaben am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte. Ziel des Projekts ist zunächst eine kritische Neuedition des lateinischen Itinerarium. Dieser Text soll durch eine deutsche Übersetzung zugleich einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht werden. Weiter ist beabsichtigt, den Autor des Reiseberichts in sein regionales und kulturelles Umfeld einzuordnen. Zudem wird der Reisebericht unter inhaltlichen Gesichtspunkten ausgewertet.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Klaus Herbers
Tel.: 09131/ 85 - 22356
Klaus.Herbers@
phil.uni-erlangen.de
Sofia Seeger MA
Tel.: 09131/ 85 - 25893
http://www.uni-erlangen.de/infocenter/presse/pressemitteilungen/forschung_2003/0...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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