idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.03.2004 13:33

Aus der Zeit vor den Kelten und Germanen

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Leipziger Namenforscher Jürgen Udolph widerspricht mit Hilfe der Gewässernamenforschung der landläufigen Zuordnung der Himmelsscheibe.

    Veröffentlichungen im Internet oder in großen überregionalen Zeitungen bezeichnen die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra keltischen Ursprungs. Aber gerade das bezweifelt der Namenforscher Prof. Dr. Jürgen Udolph, Inhaber der einzigen Professur für Onomastik in Deutschland, und sieht eine ''Keltomanie'' wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder auferstehen, als in Europa alle frühgeschichtlichen Funde den Kelten zugeschrieben wurden. Seine Skepsis gründet sich dabei auf Erkenntnisse, der Gewässernamenforschung (Hydronymie).
    Diese Erkenntnisse reichten zwar nicht ganz an die Zeit von 1600 v. Chr. heran, kämen ihr aber sehr nahe. ''Namen wie Unstrut, Saale und Bad Kösen gehen auf eine vorgermanische, aber nichtkeltische Sprachperiode zurück, die man als Alteuropäische Hydronymie bezeichnet und die indoeuropäischer Herkunft ist'', betont Prof. Udolph. Nach Auffassung des Leipziger Sprachhistorikers Hans Walther gehört der Name Nebra selbst - als ursprünglicher Teilabschnittsname der Unstrut - zu dieser Schicht, die man vorsichtig bis in das 2. vorchristliche Jahrtausend zurückdatiert. Damals, so Udolph, gab es mit Sicherheit noch keine keltische Sprache, erst recht nicht in Sachsen-Anhalt.
    Widerspruch meldet Prof. Udolph auch bei Formulierungen in der Berichterstattung über die Entdeckung des 7000 Jahre alten ''Observatoriums'' bei Goseck an, wenn es da heißt, dass die erste Völkerschaft, die wir mit Namen kennen, die Kelten 500 v. Chr. gewesen seien. Zum einen würden hier die Kelten für einen Raum ins Gespräch gebracht, in dem sie niemals gesiedelt haben, zum anderen gäbe es in unmittelbarer Nähe des Fundplatzes Namen, die deutlich auf die bisher bekanntesten Siedler hinweisen. Udolph nennt auch hier die Flussnamen Saale und Unstrut und die auf Gewässernamen zurückgehenden Ortsnamen Kleinjena, Großjena und Bad Kösen. ''Diese Gewässernamen entstammen einer Zeit, als es noch keine keltischen, germanischen, italischen oder baltischen Sprachen gab. Sie wurden von Siedlern gegeben, die einen indoeuropäischen Dialekt gesprochen haben'', unterstreicht der Namenforscher.
    Diese frühen Benennungen bestätigten im Übrigen ein Wort von Universalgenie Leibniz: ''Ich bemerke nebenbei, dass die Flussnamen, da sie gewöhnlich aus der ältesten Zeit stammen, am besten die alte Sprache und die alten Bewohner bezeichnen, weswegen sie eine besondere Untersuchung verdienten.''


    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Jürgen Udolph
    Telefon: 0341 97-37460
    E-Mail: udolph@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/~slav


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).